Die Kästen aus Chur

Von den Arbeiten der Benediktiner in S. Gallen um 820 geben die Kästen in Chur eine Vorstellung: Sie sind mit irischen Formen geschmückt, wie sie von den irischen Aposteln in den Evangelien als Schriftverzierung herüber gebracht wurden und sich an Goldschmiedearbeiten in Irland selbst lange erhalten haben. Diese Formen auch an dem Tassilokelch von 780 in Kremsmünster, der als ältestes sicher datiertes Stück deutscher Arbeit und durch die vollendete Technik des Vergoldens und Niellieres merkwürdig ist.

In der nächsten, der romanischen Periode, 1000-1250, in welcher sich die abendländische Kunst zur Selbständigkeit empor bringt, bilden die erste, sicher erkennbare Gruppe die Arbeiten des Bischofs Bernward von Hildesheim, des Begleiters des Theophanu und Erziehers des unmündigen Kaisers Otto III. Bernward, in griechischen Klöstern erzogen, hat den erheblichsten Einfluss auf die Ausübung der Metallkunst in Deutschland geübt; in dem von ihm gegründeten Bistum Hildesheim, wo er 1022 starb, schuf er eine Schule von Kunstgießern und Metallarbeitern, deren in Bronze ausgeführten Hauptwerke sich an Ort und Stelle erhalten haben. In Gold das Bemwardkreuz in Hildesheim und die Patene im Welfenschatz. An zwei, in einer Silberlegierung ausgeführten Leuchtern sind Schaft und Füße aus einem durchbrochenen, sehr krausen Gewirr von Menschen- und Drachenleibern unter starkem Einfluss nordischer Kunsterinnerungen gestaltet. Aus dem 12. Jahrhundert stammt ein aus vergoldetem Kupfer gefertigtes, mit Steinen besetztes Scheibenkreuz. Die Werkstätten im Stift Essen, von den Ottonen begründet, Münster, Paderborn, Minden, Köln, sind Weiterbildungen der Hildesheimer Schule. In ähnlicher Weise, aber nicht mehr durch erhaltene Werke hinreichend nachweisbar, wirkten die Erzbischöfe Egbert von Trier f 993, und Willegis von Mainz. Zu gleicher Zeit ließ in Italien der Bischof Desiderius von Monte Casino Arbeiten und Arbeiter aus Byzanz kommen, von dem etwas späteren Abt Suger von S. Denis bei Paris († 1144), ist einiges erhalten, ein antikes Porphyr-Gefäß, durch Kopf und Flügel von Gold sehr edel als Adler gestaltet.

Die Künstler jener Zeit sind vorwiegend, wenn nicht ausschließlich Geistliche, welche alle Teile der Metallarbeit gleichmäßig umfassen. Für den freien Mann hatte die Goldarbeit bei den Germanen als nicht geziemend gegolten. Noch im 6. Jahrhundert war der Goldschmied ein Höriger; im 8. Jahrhundert wird er bereits geachtet, wie die Nennung der Verfertiger an dem Kasten von S. Maurice beweist. Durch Aufschriften kennen wir ferner in Deutschland den Mönch Rugkerus um an einem Tragaharin Paderborn, und Eilbertus von Köln an einem Tragaltar im Welfenschatz um 1130. Eine andere Kölner Gruppe aus der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts bilden die Arbeiten des Fridericus von S. Pantaleon, aus der das Museum einen Tragaltar besitzt. In der Maasgegend sind die ungefähr gleichzeitigen Werke des Gode-froidde Claire zu lokalisieren, zu denen ein Emaille-Kreuz im Beuth-Schinkel-Museum gehört. Künstlerische Eigenart ist in diesem Betriebe nicht zu erwarten, nach fest überlieferten Typen und Regeln, wie sie uns Theophilus überliefert hinter welchem Namen der erwähnte Mönch Rugkerus gesucht worden ist, werden die Arbeiten ausgeführt. Der Formenkreis wurzelt in der Überlieferung von Byzanz. Aber schon im Beginn dieser Periode, im 11. Jahrhundert, bestrebt man sich in Hildesheim, lebendige Empfindungen, wenn auch mit unvollkommenen Mitteln des Ausdruckes, in die Darstellung des Figürlichen hinein zutragen. In das eigentliche Ornament bringt das nordische Drachengewirr einen phantastischen Zug. Im Laufe des 12. Jahrhunderts finden wir tastende Versuche, das abgestorbene, von Byzanz übertragene, teils stachlige, teils rundlich verschwommene Akanthurosnament durch heimische Naturformen zu ersetzen. Diese Formen erscheinen zunächst streng gebunden innerhalb des nach alter Weise geordneten Rankenwerkes.

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