Organisation der Münzprägung!

Den Gipfel der schmucklosen Nur-Zweckmäßigkeit wird sie voraussichtlich erreichen, wenn wir einmal zu jener internationalen Universalmünze kommen, die ebenso wie die Universalbriefmarke schon jetzt in manchen Köpfen spukt. Zum Schluss dieses Abschnittes sei noch der Betrieb der Münze in Betrachtung gezogen. Hierüber sind uns aus dem Altertum verhältnismäßig wenige Nachrichten erhalten, doch wissen wir, z. T. aus den Münzen selbst, dass diese Verhältnisse in der Kaiserzeit streng geordnet waren. Die unscheinbaren, nur aus ein paar Buchstaben und Zeichen bestehenden „Signaturen" unter der Darstellung der Rückseite (s. Abb. 23, 80) geben seit Diokletian eine erst seit kurzem verstandene, sehr genaue Auskunft über Münzort und Münzstätte, Münzbeamte und Münzfuß. Es müssen damals nach der gewaltigen Menge der auf uns gekommenen Münzen zu urteilen, überaus zahlreiche Menschen in jeder „Officina" beschäftigt worden sein, eine Annahme, die die Nachricht bestätigt, dass bei einem Aufstand unter Aurelian in Rom nicht weniger als 7000 Münzer erschlagen worden sind. Wahrscheinlich haben diese Leute Kollegien, Genossenschaften mit eigenen Satzungen und selbstgewählten Vorstehern gebildet, wie wir sie bei Priesterschaften, Bergleuten, Kassen usw. finden. Etwas hiervon scheint sich durch die Wirren der Merowingerzeit in das Mittelalter gerettet zu haben. Wir finden in einer ganzen Reihe großer deutscher Städte und zwar meist solchen, die entweder von den Römern gegründet sind oder deren Umgebung von ihnen besiedelt wurde, wie Köln, Straßburg, Speyer, Mainz, Augsburg, Wien usw. aber auch in Bamberg, Erfurt und Goslar die Münzer seit dem Ausgang der Karolinger in unter einer bestimmten Verfassung zusammenlebend. Ihre zahlreichen Privilegien wie ihre wichtigen Obliegenheiten machten sie zu hochangesehenen Persönlichkeiten: Sie organisierten nicht nur die Prägung des Geldes, sondern beschafften auch das dazu erforderliche Edelmetall und betrieben an den Markttagen den Wechsel alter gegen neue, fremder gegen einheimische Münzen. Dazu nahmen sie Steuern und Zölle ein, verkauften Salz, besorgten die Auszahlung größerer Summen und leisteten so die Dienste, welche heute den großen Banken obliegen. Indem sie sich auf diese Weise ihrem ursprünglichen, technischen Beruf mehr und mehr entfremdeten, traten sie überall mit den Patriziergeschlechtern der Städte, in denen sie amtierten, in eine enge Verbindung. Sie ergänzten sich vielfach aus diesen, was wiederum der Stadt einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die in ihren Mauern errichtete kaiserliche, bischöfliche oder fürstliche Münze sicherte. Ähnliche Verbände, ebenfalls auf die beschworene Amtspflicht gegründet und daher „Serments" genannt, finden sich in den übrigen Teilen des großen Karolingerreiches, in Frankreich, Spanien und Italien, während England sich einer sehr strengen, auf König Æthelred II. (968-1016) zurückgehenden Ordnung erfreute, der zufolge in jedem Haupthandelsplatz drei, in den kleineren Häfen ein Münzer mit den erforderlichen „suboperarii" ansässig sein sollten und die Beaufsichtigung des ganzen Betriebes von London aus erfolgte. Wo solche Verbände nicht bestanden oder sich aufgelöst hatten, hat wohl meist immer nur ein Münzer mit dem Münzwardein und seinen Gesellen die Münze geleitet. Doch auch diese Einzelnen finden wir oft in angesehener Stellung und mit denselben Obliegenheiten betraut, die wir eben in den Händen der Hausgenossenschaften sahen. Sehr häufig ist insbesondere die feste organische Verbindung der Münze mit dem Bergwerk, dessen Ausbeute sie zu bearbeiten hat. Das Gegenstück bildet der wandernde Münzer. Er kommt dagegen nur noch in seltenen Fällen vor, z.B. wenn sich ein Herrscher auf einem Heerzug seinen Münzer mitnimmt, wie Karl von Neapel 1270 seine Münzer nach Tunis.

Das Fälschen von Münzen war eine Sünde!

Dem Münzer verpachtete man in der Regel das Prägegeschäft gegen eine bestimmte Abgabe, auch Schlagschatz genannt oder eine Beteiligung am Gewinn. Dies war eine ständige Streit-Quelle unter allen Beteiligten: Der Münzherr wollte natürlich möglichst viel Gewinn erzielen, der Münzer wollte dagegen möglichst wenig zahlen und berechnete, um die ihm schließlich doch abgepresste, fast immer eine zu hohe Pachtsumme. Dafür stellte er möglichst geringes Geld her, er wurde manchmal zum regelrechten „Falschmünzer“, trotz der ihm hierfür angedrohten grausamen Strafe des Siedens in Öl. Es war nicht selten, dass Münzer in diesem Zusammenhang an einzelnen Gliedmaßen verbrannt wurden. Dass ihn obendrein noch im Jenseits die ewige Verdammnis erwartete, zeigt Dante, der einen Münzer (Adam von Brescia) zur Strafe dafür, dass er bei Lebzeiten falsche Florene geschlagen hatte, in den achten Höllenkreis unter die großen Betrüger, in die Nachbarschaft von Mahomet, Sinon und Bertrand de Born, versetzt. Auch sonst erfreute sich der Münzer durchaus keiner Beliebtheit, sein Ruf war im allgemeinen etwa der der römischen Steuerpächter, der „Zöllner" des Neuen Testaments. Er galt also als Sünder. Es wurden sehr viele Klagen über den mannigfachen Betrug der Münzer mit umfassenden Worten erzählt. Z.B. der polnische Chronist Kadlubek, wie unter Miesko III. (1173-1202) ein Verurteilter die Strafsumme entrichten will und zu diesem Zweck Geldstücke zählt, die er eben von den Münzern empfangen hat. Dort nimmt man sein Geld jedoch nicht an und weist ihn mit den Worten zurück: „palea aeris cujusdam abjectissimi" (eine ganz verworfene Sorte Spreu von Geld) und zwingen ihn dazu, sich neue Münzen zu einem höheren Preis zu wechseln. Zur Beseitigung solcher Missstände bestimmte die Reichsmünzordnung von 1559, dass die Münze nur noch durch besoldete Beamte verwaltet werden sollte. Natürlich wie immer ohne Erfolg! Während in England und Frankreich schon im 16. Jahrhundert geordnete Zustände eintraten, schleppte sich das alte Übel in Deutschland noch lange fort: Preußen z.B. brach erst 1750 unter der „Graumannschen Verwaltung“ mit dem alten System.

Jüdische und Italienische Münzer!

Unter den Münzbeamten finden sich auffällig viele Juden, die in der Münz- und Geldgeschichte überhaupt eine bedeutende Rolle spielen. Schon zur Zeit der Merowinger treten sie vielfach als Steuerpächter auf. Als Lieferanten von Gold und Silber waren sie überhaupt nicht zu entbehren. Karl der Große sah sich zu dem ausdrücklichen Gebot veranlasst, ihnen kein Kirchensilber zu überlassen. Immer und überall werden sie der Einschleppung böser und verbotener Münze und sogar der Falschmünzerei beschuldigt. Gleichzeitig erfreuten sie sich zu allen Zeiten hoher Wohltätigkeit, besonders unter den geistlichen Herren und gelangten an den Höfen oft zu großem Einfluss als Leiter des fürstlichen Finanzwesens, z. B. unter Heinrich II. von Trier (1260-1286), unter Leopold V. von Österreich (1177-1194) und nicht zuletzt unter Karl Alexander von Württemberg, dessen Agent, der jüdische Finanzrat Joseph Süß Oppenheimer (vermutlich geboren im Februar oder März 1698 in Heidelberg; † 4. Februar 1738 in Stuttgart), der durch Hauff unsterblich geworden ist. Jüdische Münzer nennen schon merowingische Geldstücke, später finden wir sie unter Markgraf Otto dem Reichen von Meißen († 1190), König Miesko III. von Polen († 1202), Bischof Otto von Würzburg († 1223) und anderen Fürsten. Einige dieser Leute haben die Gepräge ihrer Herren mit hebräischen Aufschriften versehen (s. Abb. 20) und man kann sich wohl kaum einen eindringlicheren Beweis für die Achtlosigkeit vorstellen, mit der die Äußerlichkeiten der Münzprägung im allgemeinen im Mittelalter behandelt wurden, als diese Erscheinung. Noch im Jahre 1622 hat Kaiser Ferdinand II. seine sämtlichen Münzstätten an ein großes Konsortium verpachtet, in dem der Fürst von Liechtenstein-Troppau und zahlreiche edle und vornehme Herren neben mehreren Juden saßen und dessen Seele der Prager Jude Jakob Bassevi, der Sage nach ein Abkömmling der Bathseba, war. Selbst Friedrich der Große machte in der Deklaration vom 6. Mai 1744, durch die er „das gesamte liederliche Judenvolk" gänzlich aus der Stadt Breslau zu „expellieren" gebot, eine ausdrückliche Ausnahme zugunsten derjenigen „wohlberüchtigten und redlichen Handel treibenden Juden, der wir zu Unserer Breslauer Münze ohnumgänglich bedürfen". Damals wurde die Stellung des „Münzjuden" eine vielbegehrte Sicherheit gegen manche Bedrückung, und Männer wie Ephraim und Itzig erfreuten sich einer recht angesehenen Stellung.

Die Italiener spielen eine ähnliche Rolle wie die Juden, denn auch sie treten vielfach als Bankiers, Finanzagenten und Münzer auf. Im 14. Jahrhundert durchzogen zahlreiche Welsche als Goldsucher die Gebirgsländer vornehmlich Deutschlands, wo sich die Erinnerung an sie in den Sagen vom „Venediger-Männlein“ erhalten hat. Wir finden sie z. B. im Dienste der Könige Wenzel II. und Johann von Böhmen, des Herzogs Wenzel von Liegnitz, des Erzbischofs Balduin von Trier oder der Stadt Lübeck. Überall tun sie sich durch Neueinführungen und Verbesserungen hervor, widmen sich sogar dem Bergwesen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, welches sie z. B. in Schlesien zu vorübergehender hoher Blüte bringen. Ihre Nachfolger sind vom Ende des 16. Jahrhunderts an die zahlreichen Alchemisten und Goldmacher, die sich, wenn es sich nicht um wirkliche Italiener handelte, offenbar um der alten Überlieferung willen gern italienische Namen zulegen. Wenn diese Leute auch vielfach mit dem „Stein der Weisen" und dem „großen Mysterium" gearbeitet, sowie Teufel und Geister beschworen haben, so haben sie doch durch ihre Kenntnisse zeitweilig dem Münzbetrieb genützt und durch ihr Beispiel dessen Vertreter bewogen, dem Berg- und Hüttenwesen und den ihm dienenden Studien und Wissenschaften mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden als zuvor. Von dem eigentlichen Münzer begrifflich, in den meisten Fällen auch der Person nach, verschieden ist der Stempelschneider, der die zum Prägen erforderlichen Eisen mit ihren Bildern und Aufschriften herstellt. Im Mittelalter und noch in der neueren Zeit, haben diese Arbeit meistens Goldschmiede geleistet, die wir vielfach im Münzbetrieb beschäftigt und auch als Münzunternehmer finden. Der berühmteste unter ihnen ist der heilige Eligius († 659), der unter den Frankenkönigen Dagobert I. und Chlodwig II. die Münzen zu Paris und Marseille leitete.

Die Münzer werden zu Kunsthandwerkern!

Seit dem 16. Jahrhundert, wenn nicht sogar schon früher, gibt es dann ein eigenes Gewerbe der Stempelschneider und Graveure. Man nennt sie in Deutschland „Petschierstecher“, da sie auch Siegelstempel gruben, Edelsteine schnitten und dergleichen mehr. Obwohl ihre Kunstfertigkeit und Leistungsfähigkeit sehr verschieden war, haben sie sich doch mancherorts zu Innungen zusammengeschlossen. Es ist noch notwendig den Spuren nachzugehen, die die mit der Herstellung der Münze betrauten Beamten auf ihren Erzeugnissen hinterlassen haben. Unter den Merowingern kommen die Namen der „monetarii“ weitaus öfter vor als die der Könige. Bei den Angelsachsen, im Bayern und Böhmen des 10. Jahrhunderts, sowie auf den englischen „Sterlingen“ bis zu Eduard I. (1272-1307) und vielen ihrer Nachahmungen bilden sie durchgehend einen notwendigen Bestandteil des Gepräges. So lehren uns die Münzen Tausende von Männern dieses Berufes kennen, eine noch bei weitem nicht ausgeschöpfte Quelle für die Namensforschung. Auch auf deutschen Brakteaten werden ein paar Münzer genannt, zum Teil, wie erwähnt, mit dem Zusatz „me fecit". Der berühmteste ist Luteger von Altenburg, dessen Meisterstück einen Kranich in prachtvoller lebensechter Zeichnung zeigt, offenbar in Anlehnung an die Tierfabel, wo der Kranich „Lütke" heißt, sein redendes Wappen. Der Münzer während seiner Tätigkeit wurde schon auf einer antiken Münze von Paestum dargestellt und er zeigt sich, wie auch auf Siegeln von Hausgenossenschaften, auf Mindener Pfennigen des 11. Jahrhunderts. Sein Bildnis scheint dagegen keiner dieser Beamten verewigt zu haben. Man müsste also annehmen, jener Lausitzer Brakteat des Fundes von Linda, mit einem von einem Hut (genauer einer Gugel) halb bedecktem Hundekopf stelle eine übertriebene Selbst-Karikatur dar, ähnlich wie Baumeister und Bildhauer ihre Züge an Konsolen, Wasserspeiern u. dergleichen verewigt haben. Dagegen kommen Wappen und wappenartige Abzeichen, abgesehen von dem oben erwähnten Kranich, noch mehrfach vor. Beispielsweise auf Wiener Pfennigen aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, wo sie sich teils auf die herzoglichen Landschreiber, teils auf die Münzmeister selbst beziehen aber auch auf Augsburgern des 15. Jahrhunderts und vielen mehr. Die Lindenblätter auf großen Lausitzer Brakteaten der Zeit um 1300 deutet man wohl mit Recht auf den Zittauer Münzer Tilo von der Linde. In Frankreich finden sich schon seit Ludwig IX. zwischen den Buchstaben die sogenannten „points secrets", mit denen die Münzer die einzelnen Emissionen bezeichneten.

Münzzeichen werden in Deutschland erst zur Mitte des 15. Jahrhunderts eingeführt!

In Deutschland sind solche und ähnliche Beizeichen erst seit Mitte des 15. Jahrhunderts üblich, bis die Kennzeichnung des verantwortlichen Beamten allmählich zur Vorschrift wird. Diese neuen Münzzeichen enthalten vielfach ebenfalls ein Wappen- oder Siegelbild oder die Namensbuchstaben des Münzers, später auch das kennzeichnende Werkzeug seiner Tätigkeit, den Zainhaken. Solcher Beizeichen findet man, wie bereits im Altertum, manchmal drei bis vier mal auf einem Gepräge, da auch der Wardein, der Stempelschneider und der Münzpächter gezwungen sind, persönlich für die Gesetzmäßigkeit der Prägung einzutreten. Den heute sehr verbreiteten Gebrauch, die verschiedenen Münzstätten des Landes durch die fortlaufende Reihe der Buchstaben des Alphabets zu bezeichnen, hat zuerst König Franz I. von Frankreich im Jahr 1540 eingeführt. In Deutschland war es Friedrich II. von Preußen.

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