Literarische Werke & Kunstwerke mit numismatischen Fehlern!

Auch geschichtliche Romane begehen die gröbsten Anachronismen, wenn sie irgend etwas vom Geld alter Zeit erwähnen. So hat Klöden eine lippische Kupfermünze für ein Gepräge des Wendenfürsten Jakza ausgegeben, Willibald Alexis läßt 1448 bei einer Hochzeit brandenburgisches Kupfergeld auswerfen, bei Hesekiel prangt eine Dame mit einer emaillierten Medaille des Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg, Scheffel lässt Brakteaten und Goldtaler Karl des Großen den Geldtaschen des 10. Jahrhunderts entsteigen, bei Dahn prägt Totila Goldmünzen mit der Aufschrift : „Capua revindicata. Aber wie soll man die Knechte loben, kommt doch das Ärgernis von oben? Ja von ganz oben kommt es!“ Ferne sei es, anerkannte Leistungen herabsetzen zu wollen, aber es muss doch einmal darauf hingewiesen werden, wie die Lehrbücher der Kultur- und Kunstgeschichte mit den Münzen umgehen. In sehr vielen der ersteren sucht man das Wort Münze sogar vergebens, andererseits gibt es ein paar ganz allgemeine Redewendungen ohne Namen und Daten. Bei den antiken Münzen wird ändert sich gerade etwas, man erkennt an, dass „die Münzen eines der eigentümlichen Produkte der Kultur des griechischen Volkes sind und somit in einer Kulturgeschichte besondere Beachtung verdienen." Doch wie geht man nun damit um? Durch eine Reihe Münzabbildungen, die jeder Auktionskatalog in den Schatten stellt und eine Aufzählung der gebräuchlichsten Gepräge. Vom Mittelalter wird gänzlich geschwiegen. Merkwürdige Erscheinungen, wie die Münznachahmung, die häufige Erneuerung der Münze usw. bleiben unerwähnt. Hier und da wird zwar auch einmal etwas näher auf numismatische Dinge eingegangen aber alles ohne Zusammenhang, ohne Überblick, ohne die gerade hier so lehrreichen Parallelen. Noch schlimmer ist es bei den kunstgeschichtlichen Werken. Auch hiervon gibt es sehr viele, für die die Münze überhaupt nicht existiert, die meisten machen ein paar oberflächliche Bemerkungen über antike Gepräge, die man im wesentlichen nur als die Träger von Abbildungen nicht mehr vorhandener Kunstwerke gelten lässt. Dabei erscheint natürlich immer noch die alte und falsche Abbildung der „Hadriansnünze mit dem Zeus“ von Phidias. Das Mittelalter ist offiziell aus dem Fokus gerückt: seine Münzen „haben für den Kunstfreund nichts Anziehendes", erst seit dem 6. Jahrhundert „wird auf künstlerische Ausgestaltung Wert gelegt". Die eigenartige und hohe Schönheit der Brakteaten bleibt also ganz unbeachtet. Dann folgt, wenn es hoch kommt, ein knappes Wort über Medaillen, auch dieses meist ohne Kenntnis der Entwickelung und der maßgeblichen Gesichtspunkte. Es ist keine Übertreibung, dass Bucheinbände und Spitzen, Leprosorien und andere Bauwerke in diesen Werken eine höhere Rolle spielen als das Geld, das nach dem Sprichwort die Welt regiert, was doch jeder von uns, auch die Verfasser der Kunst und Kulturgeschichten, an der eigenen Geldbörse merkt. Selbst die wirtschaftsgeschichtliche und national-ökonomische Literatur ist von diese Anklage betroffen. Man sollte es nicht für möglich halten und doch ist es eine Tatsache, dass es Bücher gibt, die sich mit dem Geld vergangener Zeit befassen, ohne dass der Verfasser es für nötig befunden hätte, die Sorten von denen er schreibt einmal anzusehen. Verzeihlicher ist es, wenn manche Autoren gezwungen sind, sich auf numismatische Werke zu verlassen, deren Wert sie nicht beurteilen können und deren Irrtümer sie daher gutgläubig übernehmen. Hier sollte es doch so zu sein, dass jemand der über das Geld- und Münzwesen schreibt, sich über die Münzen, die die Grundlagen seiner Untersuchungen bilden, ausreichend informieren sollte. „Hilfswissenschaften der Geschichte" sind schließlich auch die Sprachforschung, das Rechtsstudium und die Naturwissenschaft. Denn alle diese und sämtliche sonstigen Disziplinen vermögen Ergebnisse zu fördern, die für die Geschichte und für die Kenntnis der Vergangenheit von Bedeutung sind. Umgekehrt dient aber auch die Geschichte der Rechtswissenschaft, dem Sprachstudium und der Naturforschung. Es dürfte schwer sein, eine Wissenschaft zu finden, die nicht einer anderen Hilfestellung leisten würde und von ihr Hilfe erhält. Das ist das Höchste Ziel, das wahrhaft humanistische an der Beschäftigung mit der Wissenschaft, dass man die Zusammenhänge aller menschlichen Erkenntnis erkennt, sich ihrer bewusst bleibt und sie immer wieder benutzt, zu weiterem Fortschritt. Der heute so stümperhaft auftretende „Spezialist", dessen Erkenntnis nicht weiter reicht als sein eng begrenztes Arbeitsgebiet, ist der Fuhrmann, der mühsam die Steine herbeischleppt zu dem Tempel, in dem die Wissenschaft thront, die keiner menschlichen Erkenntnis fern und fremd bleiben will.

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