Wie bestimmt man Münzen?

Eine Münze zu bestimmen heißt, sie nach Ort und Zeit ihres Ursprungs den richtigen Platz unter andern Münzen anweisen, beziehungsweise festzustellen, für welches Land oder Gebiet, von welchem Münzherrn, aus welcher Veranlassung sie geprägt ist usw. Ist die Münze mit einer auf diese Fragen bezüglichen ausreichenden Aufschrift und mit erläuternden Zeichen und Darstellungen versehen, so bietet das Bestimmen derselben selbst dem Laien keine Schwierigkeiten. Anders verhält es sich, wenn die Aufschrift, wie es auf den antiken und mittelalterlichen Münzen unendlich oft vorkommt, mehr oder weniger abgekürzt oder sogar nur aus den betreffenden Anfangsbuchstaben besteht, wenn die bildlichen Darstellungen in Folge ihrer Eigenartigkeit oder mangelhaften Ausführung schwer zu deuten sind, oder wenn dieselben auf Münzen verschiedener Herren und verschiedener Zeiten gleichmäßig vorkommen. Bedenkt man letztendlich, dass bis Ausgang des Mittelalters der Gebrauch, die Münzen mit Jahreszahlen zu versehen, nicht bekannt war, dass die Namen zahlreicher Münzherren gleichlautend und, der damaligen Sitte entsprechend, durch Beisetzung des Titels, der Folgenummern und dergleichen nicht immer von einander unterschieden wurden, dass endlich eine große Menge von Münzen überhaupt völlig unbeschriftet (stumm) oder mangelhaft geprägt und von schlechter Qualität ist, so lässt sich sehr gut verdeutlichen, welche große Schwierigkeiten das Bestimmen der Münzen dem Münzforscher oft verursacht. Es bietet sich dem Forscher in solchen Fällen ein ebenso ausgedehntes wie schwieriges Feld der Tätigkeit und es müssen häufig weit auseinanderliegende und dem Laien ganz bedeutungslos erscheinende Umstände zusammenwirken und in Betracht gezogen werden, um den Forscher zum Ziel zu führen.

Die erste, nicht aber immer sicherste Quelle zum Bestimmen der Münzen der alten Zeit und des Mittelalters bieten die Zeugnisse der Schriftsteller und die überlieferten Urkunden, doch es mangelt leider oft an beidem. Dann sind es im Altertum bestimmte, von den Münzherren und münz-berechtigten Städten angenommene, wappenähnliche Symbole, welche die Aufschrift zum Teil ersetzen, wenn sie aus andern, mit erklärender Aufschrift bereits versehenen Münzen oder aus sonstigen Quellen bereits bekannt sind. Bei den späteren Mittelaltermünzen unterstützen die auf den Münzen vorkommenden Wappen wesentlich die Arbeit des Forschers und daher ist die Heraldik eine der wichtigsten Hilfswissenschaften der Numismatik. Allerdings reicht die Heraldik keineswegs aus, die zahlreichen stummen oder mit mangelhafter Aufschrift versehenen Münzen des Mittelalters zu erklären, denn der Gebrauch, Wappen auf die Münzen zu setzen, kam erst verhältnismäßig spät auf und dann sind die Wappen verschiedener Münzherren häufig identisch gleich oder zumindest einander so ähnlich, dass es bei mangelhafter Darstellung der Münze und dem Fehlen von Aufschriften häufig völlig unmöglich ist, die betreffenden Münzen richtig zu bestimmen.

Viele mittelalterliche Wappen zeigen die gleichen Symbole

So führen beispielsweise zahlreiche Fürsten, Herren und Städte den Löwen im Wappen. Der Löwe wird häufig in einen Wappen genauso dargestellt, wie in einem andern, oder ist nur durch kleine auf den Münzen nicht beachtete oder nicht erkennbare Beizeichen zu unterscheiden. Wem soll nun eine kleine, nur den aufgerichteten Löwen tragende, unbeschriftete Münze beigelegt werden? Um zum Ziel zu gelangen, muss der Münzforscher in solchen Fällen zu weiteren Mitteln greifen. Er wird zunächst die Münze nicht nur nach ihrem Typus, ihrem allgemeinen Charakter, sondern auch in Bezug auf ihre Größe, ihr Gewicht, ihren Gehalt usw. mit andern ihm bekannten Münzen vergleichen. Tatsächlich wird auch zu diesem Zweck das Gewicht von zahlreichen Münzen auf das sorgfältigste ermittelt, nicht selten werden größere und kleinere Mengen, lediglich um ihren Gehalt zu prüfen, eingeschmolzen. Dann wird der Münzforscher bei seiner Arbeit nach historischen Quellen suchen (auch alte Urkunden, Kauf- und Pachtverträge etc. geben in dieser Beziehung oft höchst interessante Informationen heraus) und hieraus sowie aus manchen andern, anscheinend ganz fern liegenden Umständen seine Schlüsse ziehen. Es geht ihm in dieser Beziehung wie dem Archäologen, denn es erfordert oft lange Zeit und das Zusammenwirken mehrerer Forscher, von denen der eine auf den Resultaten des andern weiterbaut, um endlich zu dem gewünschten Ziel zu gelangen.

Entscheidend für die Bestimmung der Münze ist auch der Fundort

Die Hauptquellen, aus welchen der Münzforscher schöpft, sind die Münzfunde. Schon die Lage des Fundorts gibt ihm in der Regel einen wichtigen Anhalt für die Feststellung des Ursprungslandes der betreffenden Münzen. Dies gilt besonders für viele deutsche Mittelaltermünzen, welche meist nur ein beschränktes Umlaufgebiet hatten, man kann daher beispielsweise bei einem Brakteaten-Fund mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass die Prägestätte nicht weit von dem Ort des Fundes gelegen hat. Dann bieten die Zahl der in dem Münzfund vertretenen verschiedenen Münzgattungen, die Zahl der Stücke, aus welchen jede Gattung besteht, die einzelnen Stempelverschiedenheiten, insbesondere aber die im Funde vorhandenen, bereits bekannten oder mit zweifelloser Aufschrift versehenen Münzen ein schätzbares Material, auch die noch unbekannten Stücke zu bestimmen. So bedarf es, wie Dannenberg in „Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit“ hervorhebt, keines Beweises, dass, wenn sich unter Tausenden von Münzen keine einzige befindet, welche eine bestimmte Zeitgrenze überschreitet, man auch von den chronologisch zweifelhaften annehmen darf, dass sie dasselbe Jahr einhalten. Wenn sich z. B. unter einer so großen Zahl keine Münze befindet, welche über Konrads II. Todesjahr (1039) hinaus datiert ist, angenommen werden muss, dass Münzen mit dem Namen „Heinrich“ nur von seinem Vorgänger Heinrich II., nicht von seinem Nachfolger Heinrich III. ausgegangen sind. Oder dass ein Größerer Fund, in welchem Konrad II. und seine Zeitgenossen gar nicht vertreten sind, uns nötigt, alle in ihm enthaltenen Kaisermünzen von Heinrich, dem zweiten dieses Namens zuzuschreiben, und dass mehrere ähnliche Funde, wie wir deren gerade aus der hier beispielsweise angeführten Zeit Konrads II. und Heinrichs II. besitzen, schließlich zu einer unumstößlichen Gewissheit führen. Es ist daher von größter Wichtigkeit, dass Funde unbekannter oder zweifelhafter Münzen, wie sie auch heute noch gelegentlich vorkommen, nicht zerstreut oder gar eingeschmolzen, sondern in ihrer Gesamtheit und unter genauer Angabe des Fundortes zunächst Sachverständigen zur Prüfung vorgelegt werden, da sie nur in diesem Fall der Münzforschung in dem wünschenswerten Maße dienen können. Aber auch Funde von älteren, bekannten und gut erhaltenen Münzen sind oft geeignet, eine wünschenswerte Bestätigung bereits vorhandener Ansichten zu geben oder etwa noch vorhandene Zweifel aus dem Weg zu räumen, wenn sie dem Münzforscher zum Zweck seiner Studien in ihrem ganzen Umfang zugänglich gemacht werden. Aus denselben Gründen sind die mit einer für den Laien oft schwer verständlichen Sorgfalt und Genauigkeit angefertigten Beschreibungen von solchen Funden von um so größerem Wert für die Münzforschung, als unsere Kenntnis in vielen Zweigen der Numismatik zur Zeit noch eine mehr oder weniger unvollkommene ist und jeder Münzfund wesentlich dazu beitragen kann, dieses Wissen zu erweitern. Dass die Erde, wie die fortwährenden und oft wichtigen Funde beweisen, noch zahlreiche numismatische Schätze birgt, verdanken wir der Sitte unserer Vorfahren, ihr Vermögen zu verstecken, zu Zeiten des Krieges und der allgemeinen Gefahr, vor Antritt von Reisen usw. der Erde anzuvertrauen, also sie zu vergraben. Die Erde bewahrt diese Schätze, wenn der Eigentümer beispielsweise im Krieg seinen Tod fand, so lange auf, bis oft der Zufall sie wieder zu Tage fördert.

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