Die Schmelzarbeit, das Einschmelzen der Edelmetalle

Durch diese verschiedenen Materialien wird die Farbe der Metallarbeit sehr mannigfaltig. Eine wirkliche Selbständigkeit erhält aber die Farbgebung des Metalls erst durch die Schmelzarbeit.

Das „Niello“ ist eine Vorstufe der eigentlichen Glasschmelzen. In eine Metallplatte wird die gewünschte Zeichnung vertieft eingegraben. Eine leichtflüssige Metallmischung wird in Form von Pulver als Brei angerührt, in die Vertiefung eingetragen und bei einem schwachen Feuer, welches den Metallkörper nicht angreift, eingeschmolzen. Die Fläche wird schließlich abgeschliffen. Die betreffende Mischung gibt eine schwarze Farbe (niger. nigellum, niello) und hebt sich am vorteilhaftesten von Silber ab. Die noch nicht gefüllte gravierte Platte kann abgedruckt werden wie ein Kupferstich. Solche Drucke, von den Goldschmieden als Proben verfertigt, wie der vom Schwertknopf Kaiser Maximilians von Albrecht Dürer, sind besonders kostbare Seltenheiten. Das Nielloverfahren ist schon im Altertum bekannt (antike Gürtelschließen in Wandgestell 245, Schalen des Hildesheimer Silberfundes), es wird im frühen Mittelalter in Europa geübt, kommt im späteren Mittelalter durch das Vorbild niellierter orientalischer Waffen besonders wieder in Aufnahme, wird in der italienischen Renaissance zur Schmückung von Platten mit Figurenwerk in hoher Kunstvollendung betrieben und ist jetzt noch im Orient eine volkstümliche Kunst, in Indien, Siam, die Tula-Arbeiten in Russland. Aufgeschmolzene Glasflüsse sind das eigentliche Email. Gepulverte Glasmasse, angerührt mit Wasser und einem vegetabilischen Bindemittel, Honig oder Harz, welches wieder ausbrennt, wird auf die Metallplatte aufgetragen und schmilzt bei einem gelinden Feuer, welches den Metallkörper nicht angreift, zu glasiger Masse, welche durchsichtig leuchtend oder undurchsichtig sein kann. Die technischen Schwierigkeiten sind erheblich: die Glasmassen fließen nicht alle bei gleicher Temperatur, sie verändern die Farbe bei zu großer Hitze oder bei wiederholtem Brennen, sie schwinden beim Erkalten anders als die von der Hitze ausgedehnte Metallplatte und werden dadurch haar-rissig oder springen ab. In größeren Flächen und so dünn aufgetragen, dass es die Formen nicht stört (bei dem groben Email auf Gusseisen fällt die letztere Rücksicht fort), haftet die spröde Schicht nicht hinreichend und ist daher für die künstlerische Färbung ausgebildeter Gefäßteile schlecht zu verwenden. Schmelz wird in der eigentlichen Goldschmiedekunst fast nur auf kleineren Platten als schmückende Zutat hergestellt.

Der Zellenschmelz

Kasten Drahtemail um 1700
Kasten Drahtemail um 1700. 0,58 hoch

Der Zellenschmelz ist die älteste uns bekannte Form. Die einzelnen Farbflecken werden begrenzt durch aufrecht stehende, sehr feine Goldbänder, die, auf den Grund aufgelötet, Zellen bilden, in welche die Farbmassen als feuchter Brei eingetragen werden (das Verfahren deutlich zu sehen an einer japanischen Schmelzarbeit, in ihren verschiedenen Stufen dargestellt). Nach dem ersten Schmelzen füllen die Farben die Zellen nur zu zwei Drittel der Höhe. Wenn man die Zellenwände aus verzierten Leisten oder gekörnten Drähten herstellt, so darf man die Zellen nicht weiter füllen. Füllt man die Zellen für einen zweiten Brand, so treten einzelne Farben über, die Fläche muss dann abgeschliffen werden. Diese Technik ist im Mittelalter in Byzanz zu solcher Feinheit ausgebildet, dass kleine Platten als gleichwertig mit Edelsteinen geachtet wurden, die früher gebräuchliche Bezeichnung „byzantinisches Email“ ist aber nicht zutreffend, da schon Ägypten, Griechenland, Rom und der Orient dieselbe Technik besaßen. In Deutschland wird sie um 1000 nach Chr. durch griechische Mönche eingebürgert.

Der Grubenschmelz

In die Metallplatte werden, wie für das Niello, Vertiefungen gestochen, welche die Glasflüsse aufzunehmen haben. Zwischen den Farbflecken bleiben Ränder stehen, welche aber nicht annähernd dieselbe Feinheit haben können, wie die aufgelöteten Goldstreifen. Da außerdem die Platte eine gewisse Dicke haben muss, so ist die Verwendung von Gold und auch die von Silber erschwert, vorwiegend wird der Grubenschmelz auf Kupfer oder Bronze gearbeitet und steht erheblich tiefer als der Zellenschmelz, trotzdem gelten die hierin hergestellten Zierplatten als wertvoll genug, um in Silberarbeit eingefügt zu werden, so an den mittelalterlichen Reliquienkästen. Die Technik ist dem römischen Altertum und auch den keltischen Völkern römischer Zeit nicht fremd, tritt aber in Fülle erst im 11. Jahrhundert auf und verschwindet mit dem Schluss des 13. Jahrhunderts in Frankreich. An seine Stelle tritt im 14. Jahrhundert der Schmelz auf Relief, nur auf Silber gearbeitet, welches die hierfür nötige Leuchtkraft besitzt. In die Platte wird das gewünschte Muster derart eingegraben, dass der Grund in einer mäßigen Tiefe liegt, auf diesem Grund erhebt sich das Muster in sehr flachem Relief. Wird nun diese Grube mit durchsichtigem farbigen Schmelz gefüllt, so erscheinen die tiefsten Stellen, also der Grund, dunkel, die höchsten Stellen des Reliefs beinahe weiß, sodass eine Wirkung erzielt wird, wie bei durchscheinenden Gemmen. Ein solcher Glasfluss haftet aber auf dem Relief, welches nicht rau gemacht werden kann, sehr schlecht, von größeren Bildflächen springt er leicht ab. Die Technik wird daher nach kurzer Beliebtheit im 15. Jahrhundert für größere Flächen bald aufgegeben, bleibt aber für den Schmuck von Silberplatten mit kleinem Ornament. Seit dem 16. Jahrhundert vielfach auf Gold für Juwelen, Uhren, Dosen oder Orden.

Körperliche Schmelzarbeiten

Ornamente, selbst kleine Figuren werden durch dickes, oft wiederholtes Aufschmelzen von Glasmassen auf Goldplatten oder auch auf ein Gerippe von Golddrähten hergestellt. Zu finden am Goldschmuck des 16. Jahrhunderts und in großer Masse an dem Kunstschrank von Augsburger Arbeit. Goldornamente kann man in die Glasschicht einschmelzen, indem man sie in die breiige Masse vor dem Brennen eindrückt. Die Technik schon an dem Becher Kaiser Friedrich III von 1440 im Hofmuseum in Wien, dann auf dem Venezianer nach orientalischen Vorbildern gearbeiteten Email des 16. Jahrhunderts, später vielfach auf Dosen und kleinen Kostbarkeiten.

Die Beherrschung aller vorher genannten Schmelzarten, einschließlich des Niello, wird in den betreffenden Perioden von den Goldschmieden verlangt. Das Maleremail gehört der Goldschmiedekunst nicht an und wird von selbständigen Meistern geübt, sei daher hier nur kurz erwähnt. Auf Kupferplatten von einfacher Form wird eine Schmelzschicht aufgetragen. Dieselbe ist am Ende des 15. Jahrhunderts, als diese Technik beginnt, bis in das 17. Jahrhundert dunkel. Auf ihr setzt man in halb-durchsichtigem Weiß die Zeichnung auf, welche durch transluzide Farben bunt gemacht und durch Gold erhöht werden kann. Höchste Ausbildung in Limoges im 16. Jahrhundert. Später malt man auf weißem Grund in bunten Farben in einer der Porzellanmalerei sehr ähnlichen Wirkung. Im 18. Jahrhundert sehr beliebt für Dosen und kleine Schmuckplatten.

Malerei unter Glas ist als selbständige Kunstübung schon vorbereitet in den römischen Gläsern, welche unterlegt sind mit einer Goldplatte, in welche die Zeichnung graviert wird. Seit dem 15. Jahrhundert erscheint diese Technik ausgebildet, in reichen Farben mit Gold unter Glas oder Kristall, sie wird als Ersatz für Schmelzmalerei besonders beliebt für die an den Pokalen angehefteten Wappen. Die Technik wird seit Beginn des 19. Jahrhunderts als „verre eglomise“ bezeichnet. Bemalung mit kalten Farben erscheint unserer Zeit als eine Verzierungsweise, welche des Edelmetalls nicht würdig ist. Es ist aber Tatsache, dass dieselbe im Mittelalter und in der Renaissance in großem Umfange geübt wurde, und zwar nicht nur als geringwertiger Ersatz. für Schmelzmalerei, sondern auch für Wirkungen, welche man mit Schmelz nicht zu erzielen vermochte. Da diese kalten Farben nicht auf die Dauer haften, und die bemalten Geräte nach Abspringen einzelner Teile der Farbendecke ungünstig aussehen, so hat man schon in früherer Zeit, vor allem aber in unserem Jahrhundert, die Reste der Farbe säuberlich entfernt, zumeist in dem Glauben, dass sie spätere ungehörige Zutaten seien. An den silbernen, zum Teil vergoldeten Figuren der Altäre waren die nackten Teile wohl regelmäßig farbig, aber auch an den Pokalen des 16. Jahrhunderts waren die Köpfe der Figuren und vieles andere mit Lackfarben bemalt.

Die Erscheinung des Silbergerätes im Mittelalter und in der Renaissance war unzweifelhaft eine völlig andere, als wir jetzt vor den abgewaschenen Stücken annehmen. Dementsprechend waren auch die Arbeiten von Bronze, Zinn, vornehmlich auch die von Schmiedeeisen in großen Partien zum Teil sogar vollständig mit lebhaften Farben übermalt. Auch die Vergoldung ist oftmals nur kalt mit Ölgrund auf die Bronze aufgetragen. Im 17. Jahrhundert tritt die Sitte der Bemalung und sogar der Vergoldung zurück. Im Orient wird heute noch das Edelmetall durch kalt aufgetragene Farben abgetönt, rötlich gefärbtes Gold in Indien. Vollendete Meisterschaft besitzen hierin die Japaner, welche Silber wie Bronze mit Beizen und aufgetragenen Farben von völlig metallischem Glanz in höchster Mannigfaltigkeit behandeln. Alle Arten der Emailtechnik sind in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Berlin, München, Wien, Paris und anderen Orten mit wechselndem künstlerischem Erfolge wieder aufgenommen worden. Die künstliche matt-graue Oxydation des Silbers in Europa ist eine durch die augenblicklich herrschende Altertümelei hervorgebrachte Mode ohne künstlerischen Wert.

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