Die formale Gestaltung der mittelalterlichen Stücke

Teile des Kaiserpokals von Osnabrück
Teile des Kaiserpokals von Osnabrück.

Wir haben jetzt nur die rein-formale Ausbildung zu betrachten. Selbstverständlich dürfen wir in der Gestaltung der Gold- und Silberarbeiten keine vollständige Kluft zwischen kirchlichem und weltlichem Gerät annehmen.

Die von der kirchlichen Architektur stark beeinflussten Formen des kirchlichen Silbers kommen auch gelegentlich an weltlichen Arbeiten vor. Wir würden sogar in manchen Fällen geneigt sein, Stücke als für kirchliche Zwecke bestimmt anzusehen, wenn uns nicht durch äußere Umstände das Gegenteil beweisen würde, so bei den Lüneburger Konfekt-Schalen mit geistlichen Darstellungen auf architektonisch gestalteten Sockeln. Weltlichem und kirchlichem Gebiet gemeinsam ist das Horn. Es wird als Greifen-Klaue in der mittelalterlichen Kirche mit dem Kultus der heiligen drei Könige in Verbindung gebracht, wird in Greifeng-Gestalt gefasst oder auf eine silberne Greifen-Kralle gestellt, zugleich behält es als urältestes Trinkgefäß der Germanen eine symbolische Bedeutung, auch nachdem der Gebrauch desselben längst abgekommen, so das Oldenburger Horn von 1455, gefertigt für den dänischen Hof von Daniel Archäus aus Westfalen, jetzt in Schloss Rosenborg in Kopenhagen. Trinkhörner als Festgerät noch 1566 in der S. Georgs-Schützengesellschaft von Amsterdam. Zwei einfach gefasste Hörner aus dem 14. und dem frühen 16. Jahrhundert.

Elefantenzahn als Trinkhorn. Lüneburg 1486
Elefantenzahn als Trinkhorn. Lüneburg 1486. 0,69 hoch

Als Trinkhorn behandelt ist der große, in Silber gefasste Elefantenzahn von 1486, das Hauptstück des Lüneburger Schatzes, an dem die reichen Architekturformen motiviert sind durch die im Mittelalter angestauten Nachrichten des klassischen Altertums von Elefanten mit Türmen auf dem Rücken.

Dieser Vorstellung erwächst die große Turmarchitektur auf zwei Elefanten, auf den Zinnen der Türme erscheinen bewaffnete Kämpfer, darüber hinaus erheben sich Pfeiler, Schwibbogen, neue Pfeiler und Fialen als prächtige Stütze des aufrecht stehenden Zahnes, der durch den Silberbeschlag sehr geschickt aus der Schräge zu einem geradlinigen oberen Abschluss übergeführt und dadurch stattlich vergrößert ist. Der Deckel des so geschaffenen Trinkgefäßes, ebenso wie die Fassung des Randes mit Gravierung geschmückt, kann aufgeschraubt werden auf eine, als Kreuzblume gestaltete, Spitze.

Pokal mit Christophorus Lüneburg 1486
Pokal mit Christophorus Lüneburg 1486. 0,67 hoch

Auch in Tafelaufsätzen, dargestellt auf burgundischen Wandteppichen aus der Zeit Karls des Kühnen um 1470, finden wir architektonische Motive, turmartige Aufbauten mit Figuren besetzt, inmitten eines Mauerrandes, welcher die Begrenzung für das Becken der Tischfontäne bildet. Eine derartige architektonische Behandlung der Geräte, die wir an den Monstranzen finden, erscheint aber bei den weltlichen Stücken nur als Ausnahme, welche durch besondere Aufgaben veranlasst ist, oder als spielender Zusatz an Fuß und Deckel, wie an der Kasseler Kanne. Die eigentliche Geräte-Bildnerei für profane Zwecke, für welche wir aus dem 14. und besonders dem 15. Jahrhundert zahlreiche Beispiele besitzen, geht ihren eigenen Weg. Die Grundlage der Bildung ist das wirkliche Trinkgefäß, welches sich bereits im 14. Jahrhundert entwickelt zu der typischen Form eines Deckel-Pokals auf hohem Fuß.

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