Die Formen der Geräte

Die Zeit des Barock und des Rokoko hängen in der Silberarbeit noch enger zusammen, als in der Architektur und Malerei, da die Bedürfnisse in diesen Zeitläufen nahezu dieselben bleiben. Das reine Silber tritt in den Vordergrund: Das Silber bleibt der Zweckmäßigkeit wegen für Gebrauchsgerät in der Kirche und bei der Toilette vergoldet, für Schaugerät und auch für Tischgerät herrscht die weiße Farbe des Silbers, welche auch nicht durch Teilvergoldung unterbrochen wird. Der Schmuck der Schmelzfarben beschränkt sich auf kleine Einsätze, die Bemalung mit Lackfarben ist völlig abgestreift. Die Folge davon ist die stärkere Belebung der Formen in Windungen und scharfen Einschnürungen auf malerische Wirkung hin. Das Ornament wird voller und beansprucht selbständige künstlerische Bedeutung. Zu den farbigen Zusätzen, welche verschwinden, gehören auch die Halbedelsteine. Der Bergkristall ist durch die Erfindung des harten Kristallglases entwertet und wandert an die Kronleuchter, und da mit ihm der eigentliche Stamm für die handwerkliche Übung fortfällt, so können sich die übrigen sonst benutzten Steinarten nicht mehr halten. Die früher hochgeschätzten seltenen Materialien, Straußeneier, Kokosnüsse, sind keine Seltenheit mehr (es müsste denn ein in Deutschland gelegtes Straußenei sein, wie das in Gold gefasste des Grünen Gewölbes) ihre Verarbeitung sinkt zu einem spielenden Betrieb herab. Dagegen bringt das 17. Jahrhundert das Elfenbein in Aufnahme. Das Elfenbein war bis zur Eröffnung der großen Handelsverbindungen mit Asien so kostbar, dass es in Europa nur in dünnen Platten als Belag verarbeitet wurde. Durch die holländischen Handelskompanien werden große Stücke in hinreichender Anzahl eingeführt, um Prachtgefäße aus denselben schneiden zu können. Der Form des Zahnes angepasst sind die zylindrischen Humpen, welche vorzugsweise mit menschlichen Figuren in Hochrelief belebt werden, mit Rücksicht auf die Ähnlichkeit der Textur des Elfenbeins und der menschlichen Haut. Derartige sehr kostbare Humpen werden in Silber und Gold gefasst, mit prächtigen Bügeln und Deckeln. Im Museum prächtige Stücke in der Elfenbeinsammlung. Auch das Nashorn in ähnlicher Verarbeitung. Aus Indien kommt der blass-grüne Nephrit, der Jade, meist schon in Geräteform geschnitten, und wird in Europa nur mit mäßigem Zusatz von Metall gefasst.

Auch das Porzellan wird häufig in Edelmetall gefasst, zunächst das chinesische, dann aber das Meißener und französische.

Die Verarbeitung von Münzen in andere Formen

Sehr beliebt ist in der Barockzeit das Verarbeiten von Münzen, welche in die feine Gliederung eines Renaissance-Pokals nur schwer einzuordnen waren, für die aber die breiten Humpen-Formen der Barockzeit bequeme Fläche bieten. Im Schloss zu Berlin eine 0,96 Meter hohe Kanne von Lieber-Kühn in Berlin, um 1740, aus Hunderten von Talern zusammengesetzt, sowie eine große Anzahl von Bechern und Humpen ähnlicher Arbeit.

In Mölln 1581
In Mölln 1581 0,35 hoch.
Breslau 1583
Breslau 1583 0,16 hoch.
PAugsburg 1721
Augsburg 1721 0,33 hoch.

 

Innerhalb des Trinkgerätes, welches in der Silberarbeit der deutschen Renaissance die leitende Stelle einnimmt, entsteht eine nicht mehr überwindbare Einbuße durch die Einführung des Kristallglases. Führt doch selbst bei den Kaiserkrönungen vom Jahr 1636 an der Erbschenk statt des silbernen einen gläsernen Pokal.

Die Entwicklung des Pokals

Der silberne Pokal verschwindet nicht völlig: Er behält, besonders in den Zünften, jenes Recht als die symbolische Form für den Ehrentrunk, welches er bis heute noch nicht verloren hat. Zunächst schwindet die Größe: Er wird zu einem Becher. In vielen Fällen übrigens, auch schon im 16. Jahrhundert, ist der Pokal lediglich ein zylindrischer Becher, der auf einen schlanken Fuß gesetzt ist. Von den eigentlichen Pokalformen stirbt, wie schon erwähnt, der Buckel-Becher nicht völlig aus, aber er haftet doch nur im kleinen Handwerksbetrieb. Die künstlerische Ausführung hält sich an den Typus des Pokals aus dem Ende des 16. Jahrhunderts mit dem breiten Band um die Mitte des Körpers. Der Schaft wird sehr zierlich gebildet, gewöhnlich durch eine bewegte Figur. Der Deckel erhält einen breit vorspringenden Rand und reiche Krönung. Von ganz hervorragender Feinheit der Augsburger Pokal, von 1721, eines der am besten bearbeiteten Stücke des Museums.

Becher
Becher. Danzig um 1710. 0,17 hoch.
Humpen
Humpen. Halle um 1700. 0,20 hoch

 

Der DEr kleinbürgerliche Geschmack in den Zünften macht sich bemerkbar durch die Vorliebe für plumpe Formen. Beliebt wird der zylindrische oder nach unten sich erweiternde Humpen mit flachem Boden und flachem Klappdeckel, ferner der niedrige Becher von zylindrischer Wandung, unten abgerundet (Kugelbecher), auf drei Kugelfüßen. Im Silberschatz der Halloren zu Halle sind derartige Becher zu Dutzenden, fast alle mit dem erwähnten dicken Blumenwerk bedeckt. Gelegentlich wird auch an diese plumpen Formen künstlerische Mühe gewendet: Humpen von Halle mit durchbrochen gearbeitetem Mantel.

Die Weinkanne kommt in der von Italien herstammenden antikisierenden Form kaum noch vor, dagegen in einer fast geradlinigen walzenförmigen, ziemlich plumpen Form, welche durch Wulste am Fuß und Deckelrand, Gravierung auf der Fläche, sowie durch einen reichen Henkel etwas belebt wird. Für den Tischgebrauch sind an die Stelle der silbernen Weinkannen die großen Glasflaschen getreten. Die eigentliche Masse des Silberbesitzes bildet nicht mehr das Trinkgerät, sondern das Tischgerät.

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