Wie bereits am Schluss des § 25 erwähnt, werden die sogenannten Wendenpfennige häufig zu den brandenburgischen Münzen gezählt und als die ältesten derselben betrachtet. Es geschieht dies mit Unrecht, da die gedachten Münzen zwar in der Mark Brandenburg vielfach im Umlauf waren, nicht aber in derselben geprägt worden sind. Von den Wendenfürsten, welche bis in das zwölfte Jahrhundert in der Mark herrschten, sind vielmehr Przybislaw von Brandenburg und der tapfere Gegner Albrechts des Bären, Jakza von Köpenik, die einzigen, von welchen uns Münzen bekannt sind. Diejenigen von Przybislaw, welcher nach seinem Übertritt zum Christentum den Namen Heinrich führte, sind dünne Denare oder sogenannte Halbbrakteaten von rohem Gepräge und zeigen auf der Vorderseite den Fürsten zu Pferde, während auf der Rückseite ein Gebäude, vielleicht die von ihm gestiftete Marienkirche zu Brandenburg (ebenfalls rückläufig) oder das Brustbild eines Geistlichen mit Evangelienbuch und zum Segnen erhobener Rechten dargestellt ist. Außerdem ist neuerdings noch eine höchst interessante Münze Heinrichs bekannt geworden, durch welche die bisher bezweifelte Existenz der Gemahlin dieses Fürsten Petrissa beglaubigt wird. Die gedachte Münze trägt auf der Hauptseite das Brustbild Heinrichs, auf der Rückseite das Brustbild seiner Gemahlin. Endlich wird von A. von Sallet (Zeitschrift für Numismatik, Band VIII) Heinrich von Brandenburg noch eine Münze beigelegt, welche aller Wahrscheinlichkeit nach auf der einen Seite das Bild Heinrichs, auf der andern Seite das des Markgrafen Albrecht von Brandenburg zeigt. Erklärlich wird die Entstehung dieser Gemeinschaftsmünze dadurch, dass Heinrich mit seinem Nachbarfürsten Albrecht bekanntlich auf freundschaftlichem Fuße lebte und letzteren sogar zum Erben seines Landes einsetzte. Von Jakza von Köpenik gibt es nur Brakteaten, von welchen sieben Verschiedenheiten bekannt sind. Sie zeigen sämtlich das Bild des Fürsten, bald in ganzer, bald in halber Figur, mit und ohne Bart, mit verschiedenen Beizeichen und Verzierungen. Im Übrigen sind die Jakzabrakteaten mit Geschick, zum Teil nach dem Muster Magdeburger Brakteaten hergestellt. Aus dem Umstand, dass sich auf fast allen Münzen Jakza's Embleme des Christentums finden, ist zu schließen, dass er bereits zum Christentum übergetreten war, als er die Münzen prägte und dass daher das Alter derselben nicht über das Jahr 115 7 zurückreicht, da es urkundlich feststeht, dass er bis zu dem Jahr, wo ihm die kurz vorher eroberte Stadt Brandenburg von Albrecht dem Bär wieder entrissen wurde, noch Heide war.
Von dem ersten brandenburgischen Markgrafen, Albrecht dem Bär (1134-1170), war bis vor nicht langer Zeit nur eine einzige Münze bekannt, der im § 26 beschriebene schöne Brakteat, auf welchem er mit seiner Gemahlin Sophie dargestellt ist. Neuere Funde haben indessen eine ganze Reihe Brakteaten zu Tage gefördert, welche nach der auf denselben befindlichen Aufschrift mit unbedingter Sicherheit, oder, wenn sie schriftlos sind, nach ihrem Stil mit der größten Wahrscheinlichkeit dem genannten Fürsten zugeteilt werden können. Endlich sind vor Kurzem auch zwei Denare (Halbbrakteaten) Albrechts des Bären bekannt geworden, von welchen sich der eine im Gepräge ganz den Münzen Heinrichs, der andere dem Halberstädter Typus anschließt. Sie sind die ersten sicheren Denare, welche wir von Albrecht besitzen und beweisen, dass der genannte Fürst nach der Besitzergreifung Brandenburgs die hergebrachte Denarprägung nicht sofort geändert hat, sondern erst später zur Brakteatenprägung übergegangen ist. Albrechts Nachfolger, Otto 1. (1170-1184), hat uns eine ganze Reihe schöner Schriftbrakteaten hinterlassen, auf welchen er in ganzer Figur, meist stehend und im Kettenpanzer, mit Schwert und Fahne oder Schild, einmal auch zu Ross dargestellt ist. Ein Brakteat Otto's zeigt statt des Bildnisses desselben ein prächtiges verziertes Gebäude, während ein anderer dadurch merkwürdig ist, dass auf ihm statt des Titels Marchio zuerst die deutsche Bezeichnung vorkommt. Dass wir von Otto I. trotz seiner kurzen Regierungszeit eine verhältnismäßig große Menge Münzen besitzen, erklärt sich daraus, dass er schon zu Lebzeiten seines Vaters Albrecht Mitregent desselben mit dem Titel Marchio war und deshalb bereits vor 1170 selbstständig gemünzt hat. Einige Brakteaten Otto's erinnern hinsichtlich ihres Typus lebhaft an die bekannten Moritzpfennige des benachbarten Magdeburg. Die Münzen Otto's II. (1184 - 1205) sind, da er auf denselben als der zweite dieses Namens nicht genannt wird, von den Münzen seines Vaters schwer zu unterscheiden. Sie sind indessen durchgängig von geringerer Größe und minder kunstvollem Stempelschnitt, als die Brakteaten des Letzteren. Von allgemeinem Interesse ist ein Brakteat Otto's II. insofern, als er die älteste bekannte Münze ist, auf welcher der brandenburgische Adler (in dem von dem Markgrafen gehaltenen Schilde) erscheint.
Mit Otto II. und seinen Brüdern Heinrich Graf von Gardelegen (1184-1192) und Albrecht II. (seit 1186 Mitregent Otto's, von 1205-12 20 alleiniger Regent) beginnt in der Mark Brandenburg wieder die Denarprägung, doch verschwinden damit noch keineswegs die Brakteaten, sondern es wurden solche von den genannten Fürsten sowie von deren Nachfolgern, wenn auch allmählich immer sparsamer, noch eine Zeit lang daneben fort geprägt. Diese Abweichung von dem im § 26 ausgesprochenen Grundsatz, dass Denare und Brakteaten in ein und demselben Lande im Allgemeinen nicht neben einander kursierten, ist am wahrscheinlichsten damit zu erklären, dass die Brakteaten hauptsächlich für den Verkehr mit Nachbarländern, welche sich noch ausschließlich dieser Münzgattung bedienten, geschlagen wurden. Im Übrigen wird die Klassifizierung der brandenburgischen Münzen von jetzt ab bis zum Beginn der Herrschaft der Hohenzollern äußerst schwierig, da sie meist schriftlos und mitunter nicht einmal mit Beizeichen versehen sind, aus welchen auf die Prägestätte geschlossen werden könnte. Hierzu kommt, dass unter den Anhaltinern in Folge wiederholter Erbteilungen in den verschiedenen Gebieten der Mark oft mehrere Fürsten gleichzeitig herrschten, welche bald jeder für sich, bald gemeinschaftlich münzten. Die Denare (Pfennige), neben welchen auch Obole (halbe Pfennige) geprägt wurden, verringerten sich bereits unter den Anhaltinern im Gewicht und in der Größe. Der Feingehalt veränderte sich indessen unter den gedachten Fürsten noch verhältnismäßig wenig und wurde erst unter den bayerischen Markgrafen (1324-1373) und unter den Luxemburgern (1373-1415) wesentlich schlechter. Hierzu trug namentlich der Umstand bei, dass die Markgrafen das Münzrecht als eine willkommene Einnahmequelle betrachteten und häufig an Unternehmer verpachteten, welche wieder einen möglichst großen Nutzen aus demselben zu ziehen suchten (vergleiche § 30). Es war üblich, dass das gesamte vorhandene Geld alljährlich zu einem bestimmten Zeitpunkte (acht Tage vor St. Jacobi) verrufen wurde. Jedermann war alsdann bei schwerer Strafe verpflichtet, sein Geld gegen neue Münze umzuwechseln und erhielt für 16 alte nur 12 neue Pfennige; der Gewinn des Münzherrn betrug also, abgesehen von dem aus etwaiger Verschlechterung der neuen Münze sich ergebenden Vorteil alljährlich 25 Prozent des vorhandenen baren Geldes. Um nun die neuen von den verrufenen Münzen unterscheiden zu können, wechselte man jedes Jahr das Gepräge, dessen Festsetzung den Münzmeistern überlassen gewesen zu sein scheint. Dieselben setzten auf die Münzen gewöhnlich die Wappen der Münzstätten und variierten erstere auch häufig. Die Zahl der Münzstätten war unter den anhaltischen und bayerischen Markgrafen verhältnismäßig groß. Es gab deren in Bärwalde, Berlin, Brandenburg, Brandenburg Neustadt, Königsberg in der Neumark, Kyritz, Lychen, Mohrin, Perleberg, Prenzlau, Salzwedel, Schiefelbein, Soldin, Spandau, Stendal. Da nun in allen diesen Münzstätten nach verschiedenem Stempel geprägt wurde, so war jeder derselben ein bestimmter Bezirk, Münzyser (Münzeisen) genannt, zugeteilt, für welchen sie den erforderlichen Bedarf an Münze herstellte beziehungsweise bei der alljährlichen Außerkurssetzung derselben die Einwechselung besorgte. So gehörten zum Münzyser von Berlin die Städte Berlin, Cölln, Frankfurt, Spandau, Bernau, Eberswalde, Landsberg a. W., Straussberg, Müncheberg, Drossen, Fürstenwalde, Mittenwalde, Wriezen und Freienwalde. Es ist natürlich, dass unter solchen Zuständen Handel und Verkehr außerordentlich litten. Die zum Münzyser Berlin gehörigen Städte benutzten daher im Jahre 1369 die Geldverlegenheit des Markgrafen Otto und kauften von demselben das Recht des ewigen Pfennigs, d. i. das Recht selbst Pfennige zu schlagen, welche der Verrufung nicht unterworfen waren. Als Münzstätten, in welchen die Prägung stattfinden sollte, werden in der betreffenden vom Tage Johannes des Täufers (24. Juni) 1369 datierten Urkunde die Städte Berlin und Frankfurt bezeichnet. Von beiden Städten besitzen wir auch Pfennige, welche jedenfalls auf Grund des erworbenen Münzrechts geprägt und die ältesten uns bekannten Münzen derselben sind. Sie tragen das Wappen der Stadt, die Berliner Pfennige also den Bär, die Frankfurter den Hahn.
Es leuchtet ein, dass die Zahl der verschiedenen im 13. und 14. Jahrhundert in der Mark geprägten Pfennige sehr erheblich gewesen sein muss. In der Tat besitzen wir auch aus dem gedachten Zeitraum eine außerordentlich große Menge verschiedener Gepräge. Dieselben sind indessen durchgängig sehr unansehnlich und mangelhaft. Auf der Vorderseite ist meist der Markgraf stehend, seltener zu Pferde, mit Schwert, Lanze oder Schild und verschiedenen Beizeichen dargestellt, während die Rückseite das Wappen der Münzstätte oder einzelne Teile desselben oder sonstige schwer zu deutende Figuren zeigt, welche, wie bereits oben erwähnt, jedenfalls zur Unterscheidung des Jahrgangs dienten. Andere, als die beschriebenen Münzen wurden zu der in Rede stehenden Periode in der Mark nicht geprägt. Im Jahre 1415 erwarb bekanntlich Friedrich I. von Hohenzollern die Mark Brandenburg. Derselbe scheint sich indessen wenig um das Münzwesen der Mark, in welcher zu dieser Zeit hauptsächlich böhmische und sächsische Groschen im Umlauf waren, gekümmert zu haben, denn wir besitzen keine für die Mark geprägten Münzen, welche ihm mit absoluter Sicherheit zugeteilt werden können. Die bekannten Goldgulden Friedrichs I. mit dem Bildnis Johannes des Täufers sind nicht für die Mark Brandenburg, sondern für seine fränkischen Besitzungen geschlagen. Friedrich II. (1440-1470) ließ die ersten Groschen in der Mark prägen, und zwar in den Städten Brandenburg, Havelberg, Königsberg und Rathenow. Diese Groschen zeigen zuerst die Wappen von Hohenzollern und des Burggraftums Nürnberg. Daneben wurden als Teile des Groschens Hohlpfennige geprägt, welche meist mit strahlendem Rande versehen sind und den brandenburgischen Adler tragen. Außerdem gibt es aus der Zeit Friedrichs II. zweiseitige, in Prenzlau geschlagene kleine Münzen, „Vierchen“ genannt, welche auf der einen Seite ebenfalls den brandenburgischen Adler, auf der andern den zollern´schen Schild oder den Helm zeigen. Unter den Nachfolgern Friedrichs II. Albrecht Achilles (1470-1486) und Johann Cicero (1486-1498) scheinen die Groschen nur in sparsamer Weise geprägt worden zu sein, während solche von Friedrich II. in ziemlicher Menge auf uns gekommen sind. Johann ließ die ersten halben Groschen schlagen; auch kommen auf seinen Münzen zuerst Jahreszahlen vor. Die Regierung Joachims I. (1499-1535), in eine politisch höchst wichtige und bewegte Zeit fallend, ist auch für das brandenburgische Münzwesen insofern von besonderer Bedeutung, als man während derselben damit begann, neben den bisher allein in Geltung gewesenen Groschen und kleinen Silbermünzen, die ersten Goldmünzen (Gulden) sowie silberne Großstücke (Taler) und Orte oder Vierteltaler zu prägen. Sämtliche bezeichnete Münzen sind von großer Seltenheit. Der erste Goldgulden Joachims ist vom Jahre 1516, der erste Taler von 1521.
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