Griechische Münzen, deren Historie & die Münzmotive

Zum Ersatz der Jahreszahlen und gleichzeitig zur Verstärkung der Gewährschaft für die Güte der Münze, kommt schon ziemlich früh der Gebrauch auf, dass der mit der Leitung der Münzprägung betraute oder der „eponyme" Beamte, nach dem im Staatsleben das Jahr der Prägung benannt wird, sein Wappen oder seinen Namen auf dem Geldstück anbringt. Dies namentlich in Städten, die längere Zeit hindurch dieselben Bilder auf ihre Münzen gesetzt haben, wie z. B. Athen den Pallaskopf und die Eule, Tarent den Reiter und den auf einem Delphin reitenden Stadtgott Taras, Dyrrhachion (ein Sternmuster), die sogenannten Gärten des Alkinoos und eine Kuh mit Kalb.

Neben diesen ständigen Darstellungen erscheinen dann regelmäßig, in kleinerer Ausführung, allerlei Gegenstände, die wohl dem Siegel eines Beamten entstammen. Neben dem meist abgekürzten Stadtnamen steht meistens dessen eigener mehr oder weniger ausgeschriebener Name. Manchmal findet man auch hier einmal ein redendes Wappen oder ein tanzendes Mädchen als Abzeichen des Molpagoras von Abdera in Thrakien. Häufiger sieht man aber auch mehrere solcher Zeichen, die auf die Mitglieder eines Beamtenkollegiums hindeuten, wenn man sich nicht damit zufrieden gibt, heute noch all diese feinen Bildchen, in denen zuweilen ein anmutiges Spiel, ein zügelloser Witz walten, zu übersehen.

Als Beamter, der das Jahr benennt bzw. für die Güte der Münze einzustehen hat, findet sich meistens auch der leitende Staatsmann, insbesondere der „Tyrann", z. B. Themistokles in Magnesia, Hiketas und Agathokles in Syrakus, Nymphodoros in Abdera. Neben ihnen findet man auch historisch berühmte Männer, wie die Strategen Epaminondas in Theben, Onymarchos und Phalaekos in Phokis, sowie Demokritos, der „lachende Philosoph" in Abdera.

Demgegenüber ist es bemerkenswert, dass andere Herrscher, die wenigstens in der hergebrachten Anschauung den Ruhm gefestigter und strenger Herrschaft genießen, z. B. Periander in Korinth, Dionysios und Gelon I., auf Münzen überhaupt nicht vorkommen. Sogar ein alt angestammtes Königshaus in einer nicht einmal für voll hellenisch geltenden Landschaft wie Makedonien gibt die Regenten-Namen ohne Zufügung des Königstitels. Selbst der große Alexander hat sich in den ersten Jahren diesem Brauch unterworfen. Sein Bildnis hat selbst er noch nicht auf die Münzen gesetzt, auch wenn wir vermuten dürfen, dass auf einigen besonders gut gearbeiteten Stücken (vgl. Abb. 74) der „Herakleskopf“ seine, wenn auch stark idealisierten, Züge trägt. Der Perserkönig musste auf seine Barbaren keine Rücksicht nehmen und konnte sich auf seinen Münzen, in der gleichbleibenden, typischen Gestalt eines Bogenschützen, darstellen lassen. Einige seiner Satrapen sind sogar die ersten Herrscher gewesen, die ihr Bildnis auf Münzen gesetzt haben. Nach dem Untergang der griechischen Freiheit wurden Königskopf und Königstitel auf fürstlichen Münzen allgegenwärtig. Die schmückenden Worte wurden teilweise regelrecht absurd. So schreibt sich z. B. der 12. syrische Antiochos auf seine Münzen: „König Antiochos, Dionysos, der treue Sohn und glänzende Sieger“. Weitaus sympathischer berührt es uns, wenn im fernen Osten kleine Häuptlinge ebenso wie große Fürsten Wert darauf legen, sich und ihr Land im Besitz der Universalbildung ihrer Zeit zu zeigen, indem sie ihren Münzen nicht nur griechische Aufschriften geben, sondern sich auch selbst Philhellenen, also „Griechenfreunde" nennen. Manchmal scheint übrigens die prahlerische Phrase der Aufschrift auch schon damals als solche empfunden worden zu sein, denn als Agathokles von Baktrien eine Denkmünze auf den großen Alexander als seinen wichtigsten Vorgänger schlagen ließ, da setzte er neben das Bildnis nur die Worte : „Alexander, Sohn Philipps" und schuf damit die großartigste unter den hellenischen Münzaufschriften. Nach dem Verlust ihrer Freiheit haben die griechischen Städte das Münzrecht nur in beschränktem Umfang beibehalten können.

Der Einfluss der Römer

Die Römer ließen ihnen die Kupfermünze, Silber durften nur einige wenige Ortschaften prägen, vollends Gold nur die unter Roms Schutzherrschaft stehenden Könige von Bosporus. Diese Prägung die, allmählich und in den verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten aufhörend, in Alexandria, einer der Hauptmünzstätten des Reiches, bis in das Jahr 295 währte, ist von wesentlich anderem Charakter als die ältere, die sogenannte autonome Prägung. Die römische Oberhoheit, die in der Regel durch den Kopf des Kaisers oder einer Personifikation des römischen Senats zum Ausdruck gebracht wird, erlangt für Numismatiker ihr hauptsächlichstes Interesse durch die, von ihr übernommene Pflege, der großen Erinnerungen des Hellenentums (s. Abschnitt 5).

Rom hatte während der zeit der Könige keine eignen Münzen. Obwohl man ihre Erfindung dem Servius Tullius zugeschrieben hat und sogar Geldstücke für ihn herstellen lassen wollte. Der Ruhm der „Erfindung der Münze" gehört auch nicht, wie man früher annahm, den Dezemvirn (451-449), vielmehr ist die Münze erst um 335 von Kampanien übernommen worden. Die Ausgabe des Geldes vollzog sich, wie jede römische Staatshandlung, durch den Senat unter Mitwirkung der Gemeinde und Leitung durch die Beamten. Manchmal auch durch die Feldherrn der in ewigem Kriegszustand lebenden Republik. Sie konnte, je nach Bedürfnis und Umständen, in oder außerhalb der Stadt vor sich gehen. Die Rechtsverhältnisse waren also hier ziemlich einfach strukturiert. Seinen Kolonien hat Rom das Prägerecht niemals eingeräumt, das der unterworfenen und „verbündeten" Städte dagegen wesentlich geschmälert.

Die Motive der Seefahrt finden ihren Platz auf der Münze

Zu Anfang hatte man, wie schon bemerkt, gegossene, später geprägte, im Gewicht in rascher Folge mehr und mehr herabgesetzte Kupferstücke geprägt, die auf der einen Seite stets das Bildnis eines Schiffes trugen. Dies war ein Hinweis, in Form eines Wappens, auf die auch die Herrschaft zur See anstrebende Stadt und zugleich eine Erinnerung daran, dass die Ahnen, die Trojaner, über das Meer ins Land gekommen waren. Auf der andern Seite erscheint das Bild einer der großen Gottheiten: Janus, der älteste und erste, Jupiter, der höchste Gott, Minerva, die Erfinderin der Zahlen, Herkules, der Wahrer und Mehrer, Merkur, der Schutzgott des Handels, und Bellona, die Kriegsgöttin. Ursprünglich ohne Schrift und nur mit entsprechenden Wertzeichen versehen, nahmen diese Münzen später die Aufschrift „Roma“ an. Als man im Jahre 268 unter Beibehaltung des Kupfers zum Silber überging, erhielten die Silberstücke auf der Hauptseite ebenfalls einen Götterkopf zum Gepräge, insbesondere der Denarius, der größte und am stärksten ausgeprägte Wert: Das Haupt mit Helm der „Dea Roma“, die Rückseite zeigt unterschiedliche Gottheiten in einem Zwei- oder Viergespann oder die Dioskuren, wie sie in der Schlacht am Regillussee (496) erschienen waren: zu Pferde, mit gefällten Lanzen, die „lucida sidera" über ihren Häuptern mit den Helmen. Als Aufschrift ist meistens der Stadtname angebracht aber auch Wertzeichen, insbesondere X für Denarius, sieht man häufig. Gegen Ende des ersten punischen Krieges beginnen die Münzbeamten aufzutreten, zunächst mit ihren Wappen, dann mit ihren erst abgekürzten, allmählich aber immer ausführlicher werdenden Namen und Titeln. Dies verhält sich also ähnlich wie in Griechenland, nur mit einem ausgesprochen konservativen Hauch, einem starren Festhalten an überlieferten Formen und Bildern.

Die Münz-Triumvirn

Dieser Zustand ändert sich erst, als zu Beginn des letzten vorchristlichen Jahrhunderts das Präge-Geschäft einer, aus drei Männern bestehenden ständigen Behörde, den „tresviri auro argento aeri flando feriundo“ übertragen wird. Diese Münz-Triumvirn haben sich nicht lange an die hergebrachten Darstellungen gehalten und sich auch nicht damit begnügt, sie durch Beifügung ihrer Wappen und Namen zu erweitern, sondern eine bunte, in jeder Beziehung höchst interessante und lehrreiche Mannigfaltigkeit der Bilder geschaffen. Bekanntlich trieb man im alten Rom, etwa wie auch später in Japan, einen lebhaften Ahnenkult: die Wachsbilder der Vorfahren waren im Atrium aufgestellt und wurden bei allen feierlichen Gelegenheiten im Festzügen mitgeführt, ihre Ruhmes-Taten bildeten den ersten Unterrichtsgegenstand der jungen Männer in der Schule und galten als das stete Vorbild der Männer. Aus dieser Überlieferung, der sagenhaften wie der beglaubigten, haben nun die Münzbeamten mit vollen Händen geschöpft: Sie führen uns die ganze römische Geschichte von der Wölfin mit den Zwillingen unter dem „ruminalischen Feigenbaum“ an bis zur Besiegung des Perseus und der Gefangennahme des Jugurtha mit samt den Bildern des Romulus und des „Num a Pompilius“, des Titus Tatius, des ersten Brutus und anderer Helden aus Dichtung und Wahrheit vor. Zu einem neuen, die römische Staatshoheit als solche darstellenden wappen-ähnlichen Typus haben sie es jedoch nicht gebracht. Denn nach wie vor galt die Büste mit Helm der „Dea Roma“ als solcher.

Ein Staatswappen haben auch die Männer nicht geschaffen, deren Kämpfe die letzten Jahre der Republik erfüllten und das Kaisertum herauf führten. Es war scheinbar auch nicht die Zeit dazu, denn diese Männer konnten von sich sagen: „L'éat c'est moi!“ („Der Staat, das bin ich!“). Natürlich wird jetzt das Bildnis der herrschenden Persönlichkeit das Hauptstück der Münze.

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