Lange Reihen von Namen berühmter italienischer Goldschmiede, welche Cellini in seinem Traktat von der Goldschmiedekunst anführt, sind für uns völlig körperlos.
Sehr gering ist selbst unsere Kenntnis von Benvenuto Cellini (1500-1571). Auf Grund seiner Selbstbiographie war sein Ansehen so groß, dass noch bis vor einer Generation, an manchen Stellen sogar noch heute, jedes Stück hervorragender Silberarbeit, welches ungefähr dem 16. Jahrhundert angehört, nach Benvenuto Cellini benannt wurde, während die ganz überwiegende Mehrzahl dieser Stücke nicht einmal italienischen, sondern deutschen Ursprunges ist. Mussten doch selbst die Hauptstücke des Lüneburger Stadtsilbers sich in ihrer eigenen Vaterstadt die Zurückführung auf Cellini gefallen lassen. Jetzt wissen wir, dass von Cellinis eigentlichen Goldschmiedearbeiten, von Bronzen und Medaillen abgesehen, sich nichts sicher Nachweisbares erhalten hat als das berühmte, aber etwas schwülstige goldene Salzfall mit den Figuren des Meeres und der Erde, vollendet 1543 für Franz I. von Frankreich, jetzt im Hofmuseum zu Wien.
In Italien selbst sind die Silberkammern der Paläste so gut wie leer, die einzige größere, welche noch besteht, die des Palazzo Pitti in Florenz, enthält in ganz überwiegender Menge deutsche, speziell Augsburger Arbeit. Zu finden sind allenfalls Kannen mit Becken, welche als Waschgerät, auch wohl als Taufkannen in den Besitz von Kirchen übergegangen sind, so das Gerät in S. Maria presso S. Celso in Mailand, von höchster Schönheit, aber eine Arbeit des Nürnbergers Wenzel Jamnitzer und in Italien nur später ergänzt. Einiges davon findet man in der Santa Casa zu Loreto. Auch in den Sammlungen des übrigen Europa, welche sonst an Werken italienischer Kunst reich sind, gehört Silber- und Goldgerät der italienischen Renaissance zu den größten Seltenheiten.
In das Kirchengerät dringen, wie schon erwähnt, die Renaissanceformen nur allmählich ein. Nicht nur das Handwerk hält an den mittelalterlichen Typen fest, sondern selbst ein Vorkämpfer für die Antike, wie Mantegna, entwirft einen Kelch in gotischen Grundformen. Erhalten ist uns auch in den Kirchen sehr wenig aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Sehr herrlich das Ostensorium aus dem Besitze des Mathias Corvinus in Gran 1494 und ein verwandtes gleicher Herkunft in Krakau. Kusstafeln mit Zeichnung von Francia in Bologna und von Maso Finiguerra, 1462, dem berühmten Meister dieser Technik in Florenz. Deckel des Breviarium Grimani in Venedig um 1590. Im Kunstgewerbe-Museum Deckel mit Silberbeschlag und Niellen von hoher Schönheit mit Wappen des Kardinals Grimani, also auch wohl venezianische Arbeit derselben Zeit. Als Ersatz für das verlorene Silbergerät sind die in gleichen Formen gehaltenen.
Weit besser als Gold und Silber haben sich aus der italienischen Renaissance die Geräte aus demjenigen Material erhalten, welches durch Einschmelzen nicht zu verwerten war, die Gefäße aus edlem Gestein, welche man ihrer Zeit erheblich höher schätzte als Silber, ja zum Teil als Gold. Es kam bei diesen Arbeiten immer darauf an, das vorhandene kostbare Gestein in möglichster Ausnutzung seines natürlichen Umfanges zu einem Gefäß zu gestalten. Die Zusätze, wie Fuß oder Hals, wurden möglichst aus dem selben Material hergestellt, die verbindenden Goldreifen untergeordnet, als schmale Streifen, aber in höchster Vollendung ausgearbeitet und durch Schmelzen und Edelsteine erhöht.
In reicherer Metallarbeit tritt dann allenfalls Henkel oder Bügel hinzu, gelegentlich auch, wenn das gleiche Steinmaterial nicht zu beschaffen war, Fuß und Deckel. Dieses eigentümliche Herauswachsen des Gefäßes aus dem zufälligen Fundstück zwingt daher den Künstler bei jeder Aufgabe zu besonderer Gestaltung und bringt auf diesem Gebiet einen schier unerschöpflichen Reichtum von Formen hervor, an denen die edelste Kunstbildung und kecke Phantastik gleichen Teil haben. Die Steine erhalten nicht nur eine besondere Gestalt, sei es als Gerät als wunderliches Fabeltier, sondern es werden auch in die Fläche Ornamente eingeschliffen, die sich unter der Hand hervorragender Künstler, wie des Valerio Belli aus Vicenza, genannt Vicentino, († 1546), zu großen Figurenkompositionen steigern. Auf diesen Meister zurückgeführt werden kann wohl die Bergkristall-Vase mit einer eingeschliffenen Darstellung aus der Geschichte des Jason und sehr edler goldener Fassung. Künstlerisch gestaltete Kästen verschiedener Goldschmiede findet man häufiger.
Das berühmte Hauptwerk des Künstlers ist der aus gradlinigen Kristallplatten zusammengesetzte Kasten in Florenz, Uffizien, 1532 für Clemens VII. angefertigt, der Wert der Platten mit eingeschliffenen Kompositionen aus der Passionsgeschichte wird durch die schlichte Unterordnung der Fassung anerkannt, Abgüsse der Platten häufig unter den Bronzeplaketten des 16. Jahrhunderts, auch im Kunstgewerbe-Museum. Sehr ähnlich ein Kasten im Eskurial und einer in der Münchener Schatzkammer. Sehr viel reicher in der Fassung ist der große farnesische Kasten in Neapel, von Joannes de Bernardi, von dem das Museum gleichfalls einige Plaketten besitzt. Ein später Nachzügler solcher Kasten im Kunstgewerbe-Museum, ein aus geschliffenen Glasplatten gefertigter in vergoldeter Fassung, mit Vase aus Bergkristall von V. Vicentino, Filigranen besetzt.
Von Sammlungen derartiger Geräte ist in Italien selbst die in den Uffizien zu Florenz nicht sehr umfangreich, aber sehr gewählt. Die größte Menge edelsten Gerätes befindet sich in der Schatzkammer des österreichischen Kaiserhauses, jetzt ein Teil der Hofmuseen zu Wien. Mit ihr zusammen bildete die jetzt in Madrid befindliche Sammlung den Schatz, den Kaiser Maximilian und Karl V. angehäuft hatten, und welcher nach des letzteren Kaisers Tode geteilt wurde. Unter den Stücken in Wien sind die Kanne, der Schwenkkessel und die Schale aus Lapislazuli, in schwerer goldener Fassung, wohl diejenigen Werke, welche uns die reinste Vorstellung von dem Adel der Kleinkunst italienischer Renaissance geben. Von den Wiener Gefäßen sind einige Abgüsse in der Gipssammlung des Kunstgewerbe-Museums. Im übrigen sind wir auf die Veröffentlichungen angewiesen. Zahlreiche gute Gefäße im Grünen Gewölbe zu Dresden, in der Galerie d'Apollon des Louvre; ferner im Schatz von München, in Stuttgart, in den Sammlungen der Familie Rothschild.
Von den wenigen Besitzstücken des Kunstgewerbe-Museums ist noch zu erwähnen eine Kusstafel aus Bergkristall, Ende 16. Jahrhunderts, von Monte Casino stammend. Dieselbe, eine runde Scheibe auf hohem Fuß, ist in allen Teilen mit Malerei unter Kristall geschmückt.
Die Korallen werden im 17. Jahrhundert vielfach als Auflage auf vergoldetes Gerät benutzt, entweder nur als Sterne oder Rankenwerk geordnet, oder auch figürlich geschnitzt. Diese sehr pompöse Technik war in Venedig, Neapel, vornehmlich in Sizilien beliebt, wo sich große Altarausrüstungen erhalten haben.
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