Kirchengerät zur Zeit der Gotik: 1250 bis 1500

Zahlreiche Werke jener Zeit haben sich in den Kirchen selbst erhalten. Die Berliner Museen besitzen vereinzelte Stücke, an welchen sich die Entwicklung der Typen nur in den allgemeinsten Zügen verfolgen lässt.

An Stelle der Goldlegierungen finden wir vorzugsweise vergoldetes Silber, an Stelle der schweren Formen leicht durchbrochene zierliche Arbeit, im ganzen also eine Minderung des Metallwertes zugunsten des Künstlerischen. Die Freude an den neu gewonnenen gotischen Formen macht sich derart geltend, dass nicht nur die Inneneinrichtungen der Kirchen, Kanzeln und Gestühl, sondern auch die kleinen tragbaren Geräte aus Edelmetall mit Zierformen ausgestattet werden, welche in dem wirklichen Steinbau entstanden und eigentlich nur in ihm künstlerisch berechtigt sind.

Was wir an Kirchengeräten aus jener Zeit besitzen, enthält alle Elemente der Architektur, Türme, Pfeiler mit Strebepfeilern, Schwib-Bogen und Fialen, Dächer mit Verzierungen und Knäufen, das durchbrochene Maßwerk der Fenster, die Nischen und Baldachine der Figuren. Es ist zu beachten, dass sich diese Formen fast immer an kirchlichen, dagegen nur ausnahmsweise an weltlichen Geräten finden. Sie sind entstanden aus dem Bedürfnis, die Geräte in den großen Domen weithin sichtbar zu machen, und da der Kern derselben, die Hostie oder die Reliquie, in den weitaus meisten Fällen so klein war, dass er einen großen Gerät-Körper nicht gestattete, so wurde es nötig, diesen Kern samt seiner Hülle mit einem hohen Baldachin von Schmuckformen zu überbauen.

Dasjenige Gerät, an welchem sich der Zusammenhang mit der gotischen Architektur am deutlichsten darstellt, ist der Reliquien-Kasten, welcher schon am Ende der romanischen Periode zur stattlichen Kapelle herangewachsen ist und nun zum gotischen turmgeschmückten Gebäude wird. Der zierliche Kasten der Johanniskirche in Lüneburg aus dem 15. Jahrhundert hat eine vollständige Fensterarchitektur. Schöne Turmbauten auf dem Kasten von Evreux 1255, von Nivelles um 1290, von Bari um 1400. Ein derartiger Kapellenbau ist auch der große Reliquien-Kasten von Soest (im Kaiser Friedrich-Museum, Abteilung für christliche Plastik), bekannt als Patroclus-Schrein, im Jahre 1313 von einem Meister Rigefrid gefertigt, mit Hauptschiff, Querschiff, Pfeilern mit Fialen und hohen Nischen mit 16 in Silber getriebenen Figuren, Christus, Maria, den zwölf Aposteln, dem heiligen Patroclus und dem heiligen Bruno.

Der Reliquien-Kasten des Lüneburger Silberschatzes, gefertigt von Hans von Laffer 1444 zu Lüneburg, zeigt ebenfalls den kapellen-artigen Aufbau, an welchem jedoch der Figurenschmuck die Architektur überwiegt. Auf der einen Langseite erscheint Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, zu beiden Seiten in Nischen unter Baldachinen je zwei Apostel: Auf der anderen Langseite Christus als Weltrichter thronend, mit Fürbittern und Engeln, an den Schmalseiten der heilige Georg und die heilige Margareta, auf dem First des Daches eine walzenförmige Kristallkapsel von zwei knienden Engeln gehalten, in welcher sich früher Reliquien befanden.

Die Sitte, auf diese Reliquien den Bürgereid abzulegen, hatte sich in Lüneburg auch nach der Reformation erhalten; die Reliquien waren entfernt; man betrachtete die klare Kristallkapsel als Symbol der lauteren Gesinnung und hielt das Stück unter dem Namen Bürgereids-Kristall bis in unsere Zeit im Gebrauch. Als Nische mit Türmchen erscheint selbst der winzige Reisealtar, zusammenlegbar, mit vier Figuren. Mit kapellen-artigem, schrägem Dach ist sogar der im übrigen mit flach getriebenen Silberblechen überzogene Kasten in Nürnberg ausgestattet, welcher, in Ketten an der Decke der Sebalduskirche aufgehängt, die Reichskleinodien barg, ganz ähnlich der Sarg im Sebaldusgrab.

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