Die Monstranz der Gotik

Monstranz aus Basel
Monstranz aus Basel. XV Jahrh.. 0,74 hoch.

Die Monstranz ist unter den Geräten dasjenige, welches in der Gotik mit größter Vorliebe und am stärksten architektonisch ausgebildet ist. Die Monstranz ist erst aufgekommen, als das 1316 begründete Fronleichnamsfest die Sitte schuf, die Hostie in feierlicher Prozession durch die Straßen zu tragen. Hierzu bedurfte es eines Gerätes, welches weithin sichtbar und dabei leicht tragbar war, und so bildete man um den kleinen Glaszylinder, welcher die Hostie enthält, einen möglichst hohen Aufbau. Der Glaszylinder wird zunächst durch einen schlanken, meist im Pass gebildeten Fuß emporgehoben. An die Metallleisten, welche den Boden und den Deckel des stehenden Zylinders verbinden, schließt sich nach rechts und links, um eine möglichste Breitenwirkung zu erzielen, Architektur in Art von Strebepfeilern und Schwib-Bogen, darüber erhebt sich der durchbrochene Turm in einer großen mittleren und zwei kleinen seitlichen Pyramiden.

Die Monstranz aus Basel mit den Figuren Heinrichs II, der heiligen Anna und des Christophorus zeigt in ihrem schlanken Aufbau als vorzügliches Beispiel, mit welcher Anmut die gotische Goldschmiedekunst derartige für Stein erfundene Formen in Metall umzusetzen verstand. Im Kunstgewerbe-Museum noch mehrere Monstranzen gleicher Anordnung in Hochschätzung ihres Materialwertes als Abendmahlskelche verarbeitet. Den Typus des Kelches in romanischer Zeit haben wir in dem Kelch von Wi1ten um 1290, ein weiter Becher, groß genug, um den Wein der ganzen Gemeinde zu reichen, noch in der Art des antiken Trinkgefäßes mit zwei Griffen versehen. Er hat bereits die für den Abendmahlskelch charakteristische weite Ausladung des Fußes, der durch größte Standfähigkeit vor dem ehe-schütten des geweihten Weines schützt, zu diesem Zweck wird der Griff gesichert durch einen Buckel —den Modus welcher den Schaft in der Mitte umspannt. Der Kelch von Wilten ist in allen Teilen mit Ornament bedeckt, welches auf silbernem Grund in Gold und Niello ausgeführt ist. Erhalten ist die hierzu gehörige, zur Austeilung des Brotes dienende Schale, die Patena, in gleicher Technik verziert. Der Kelch der Katharinenkirche von Osnabrück, 12. Jahrhundert, hat noch die gleiche Grundform, die weite Halbkugel, bewahrt.

Der Schmuck besteht aus einem Mantel von getriebener und durchbrochener Arbeit ähnlich auch der Kelch der Nikolaikirche in Berlin von 1260 , mit durchbrochenem Mantel von Weinlaub und Rundbildern. In der gotischen Zeit, als der Kelch lediglich für den Priester bestimmt ward, ist der Kelch dementsprechend kleiner. Da sich die Heiligschätzung des geweihten Weines verschärft, lässt man, um das Anhaften einzelner Tropfen zu vermeiden, die Kuppa frei von Ornamenten, welches sich jetzt lediglich auf den Fuß und den Kelchansatz zusammendrängt. Der Fuß wird mit Vorliebe im Pass gebildet, dementsprechend wird der Nodus geteilt mit durch gesteckten Balken, deren Köpfe man mit kleinen Schmelzbildern verkleidet. In diesem besonders schön die Nachbildung eines Kelches aus der Petrikirche in Soest, am Ende des 15. Jahrhunderts. Am Schaft steigen Eichenzweige empor, die am Knauf drei Nester bilden. Darin ein Adler mit Jungen, ein Pelikan mit Jungen und der sagenhafte Phönix.

Die Kuppa in einer Hülle von Eichenlaub. Die Abendmahlskanne ist in frühchristlicher Zeit ein größeres Gefäß, wird dagegen in gotischer Zeit ein winziges Kännchen, mit einem Gegenstück, für Wasser bestimmt, zumeist mit „V“ = vinum und „A“ = aqua bezeichnet. Zwei Paare solcher Kännchen in das eine in einfach gedrehter Form, das andere abgekantet mit graviertem Rankenwerk. Gipsabgüsse, darunter die Kännchen aus Aachen in Gestalt von Engeln. Das Altarkreuz ist zumeist von mäßiger Größe, abnehmbar, um auf eine Stange gesteckt dem Geistlichen und der Prozession vorgetragen werden zu können, so auch das erwähnte Kreuz Heinrichs II aus Basel. Von der überaus reichen künstlerischen Gestaltung des Kreuzes in der mittelalterlichen Kunst gibt die Sammlung nur bescheidene Beispiele.

Die Kreuzesarme werden an ihren Enden reicher gebildet, zunächst mit quadratischen Ansätzen. Diese gehen über in Vierpass, Kleeblatt-Form und Lilien-Form, belegt mit Schmuckstücken, evangelischen Zeichen u. a., selbst Schaft und Arme des Kreuzes werden mit schmückenden Teilen bedeckt, so dass die Figur des Kruzifixes vor dem umgebenden Schmuck nahezu verschwindet. Die Rückseite, oft auch die Vorderseite des Kreuzes dienen als Fläche für zusammenhängende bildliche Darstellungen, so auf dem Kreuze italienischer Arbeit in farbigem Schmelz auf Silberrelief.

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