Die älteste Münzbenennung, die wir kennen, ist der Stater, und zwar wurden mit diesem Namen sowohl Gold- als auch Silbermünzen der kleinasiatischen Griechen und der Perser bezeichnet. Die gangbarste Goldmünze der Perser war die Hälfte des Stater, die bereits im § 8 erwähnte Dareike, mit einem Gewicht von 8,385 Gramm. Dem Gold-Dareikos entsprach als Silbermünze der medische Siglos, welcher auch Silber-Dareikos genannt wird und aus dem sich der spätere jüdische Schekel entwickelte. Der medische Siglos war die Hälfte des Silber-Stater und wog 5,56 Gramm. Von den genannten Gold- und Silbermünzen, welche alle einen hohen Feingehalt hatten, wurden auch Teilstücke geprägt. Rechnungsmünzen und zugleich Gold- und Silbergewichte der Perser waren das Goldtalent und für Silber das babylonische Talent. Der Gold-Dareikos hatte nach Hultsch einen Wert von ungefähr 22,68 Mark. Das kommt daher, dass 3000 Dareiken auf einen Goldtalent kamen. Der Wert des persischen Silber-Staters wird von Hultsch auf 2,00 Mark und des medischen Siglos auf 0,96 Mark berechnet. Der Münzfuß, nach welchem die ältesten kleinasiatischen Münzen geprägt wurden, hängt mit der persischen Gold- und Silberwährung eng zusammen. Demnächst folgte seit Alexander dem großen der attische Münzfuß und schließlich die nur Kleinasien eigentümliche Währung der Cistophoren, welche Münzgattung nach der Unterwerfung Kleinasiens unter die Herrschaft der Römer (133 v. Chr.) von letzteren in der neuen Provinz eingeführt wurde und von der bacchischen „cista mystica“, mit der sich aus derselben hervor windenden Schlange, welche das regelmäßige Gepräge der Vorderseite bildet, den Namen erhielt. Das Gewicht des Cistophorus, welcher einen Kurswert von 3, später 2 römischen Denaren hatte und wahrscheinlich bis in das dritte Jahrhundert n. Chr. geprägt wurde, betrug 12,4 bis 12,6 Gramm.
In Griechenland gab es verschiedene Münzfüße und Währungen, welche teils einander folgten, teils neben einander in Gültigkeit waren. Sie haben sich aber in verschiedenen Abstufungen insgesamt aus dem asiatischen Gold- und Silberfuß entwickelt. Der älteste griechische Münzfuß war der ägäische, und da die griechische Münzprägung ursprünglich vom Silber ausging, so diente ihr zunächst das kleinasiatische Silbergeld als Vorbild. Nach den vorgenommenen Untersuchungen entspricht auch das große Silberstück des agäischen Fußes, der Stater oder das Didrachmon, dessen Normalgewicht auf 12,40 Gramm angenommen werden kann, mit Berücksichtigung einer geringen, gegen das frühere Gewicht eingetretenen Erhöhung, dem asiatischen Stater, und die Drachme, welche die eigentliche Münzeinheit der Griechen wurde, dem Siglos. Das Teilungssystem war duo-dezimal, denn das Stück, der Stater, zerfiel in Hälften oder Drachmen, Viertel oder Triobolen, Zwölftel oder Obolen und Vierundzwanzigstel oder Hemiobolien. Auch prägte man noch andere Teilmünzen, wie beispielsweise: Dritteldrachmen oder Diobolen, Vierteldrachmen oder Trihemiobolen usw. Als Mehrfaches der Drachme waren außer dem Didrachmon das Tetradrachmon (vierfache) und später, jedoch nur selten, auch das Dekadrachmon (zehnfache) im Gebrauch. Außerdem kommt unter den älteren makedonischen Münzen noch das Octodrachmon vor.
Was die Ableitung der bis jetzt erwähnten Münzbenennungen anlangt, so ist das Wort „Talent“ griechischen Ursprungs und bedeutet zunächst „die Waage“, dann auch das auf die Waage gehobene, die Last. Mine (MA, ursprünglich der sechzigste Teil des Talents, eine Benennung, auf die wir später zurückkommen werden, rührt aus dem Semitischen her und soll zunächst „die Zahl“, „die Summe“ bedeutet haben und erst später auf das Gewicht übertragen sein. Stater und Drachme sind griechisch. Ersteres heißt ursprünglich „die Wage“, letzteres „die Handvoll“, das ist so viel, als man in die Hand nimmt, um es auf die Waagschale zu legen oder, da die Wage zwei Schalen hat, die Hälfte des auf die Wage gelegten. Da nun die Drachme ursprünglich nicht als Ganzes, sondern als Hälfte des Stater erscheint, so erklärt sich die Anwendung jener Begriffe als Münzbenennungen, weil eben zwei Handvoll, also zwei Drachmen, aufgelegt werden mussten, um die Waage ins Gleichgewicht zu bringen, das ist so viel als ein Stater zu wiegen. Die Bezeichnung Obol wird nach einer eigentümlichen Form des ältesten Barrengeldes auf „Spieß“, zurückgeführt, doch ist diese Ableitung unsicher.
Was die ursprüngliche Münzwährung Athens anbelangt, so haben die angestellten Untersuchungen ergeben, dass dieser Staat, wie fast das ganze übrige Griechenland, sich zuerst des agäischen Münzfußes bedient hat. Solore, der große Gesetzgeber Athens (594 v. Chr.), regelte, wie so viele andere öffentliche Einrichtungen, auch das Münzwesen dieses Staates und führte den neueren attischen Münzfuß ein. Derselbe beruhte auf der Silberwährung und stand zum agäischen Fuße im Verhältnis von 7 : 5, war also niedriger als der letztere. Die Hauptmünze des Staates wurde das Tetradrachmon, als Rechnungsmünze wurde neben dem Talent die allerdings auch schon früher bekannte Mine, der sechszigste Teil des Talents, gebräuchlich. Die athenischen Silbermünzen hatten, wie alle Münzen damaliger Zeit, durchgängig einen hohen Feingehalt und bildeten das eigentliche Kurant des Staates. Daneben wurden allerdings auch Gold und Kupfer, ersteres jedoch nur in sehr geringem Umfange, letzteres erst seit etwa 400 v. Chr. geprägt. Die große Goldmünze war der Stater, außerdem gab es halbe, viertel, sechstel und zwölftel Stater. Auch rechnete man nach Minen und häufiger noch nach Talenten Goldes. Die kupferne Scheidemünze war der Chalkus. Wenn die Athener sich vorzugsweise des Silbergeldes bedienten, so ist der Grund darin zu suchen, dass ihnen die Bergwerke von Laurion reiche Ausbeute gaben und eine unerschöpfliche Quelle des Silbers waren.
Neben der neueren attischen Münzwährung ist noch die korinthische Währung zu erwähnen, welche sich von ersterer durch ein anderes Teilungssystem unterschied. Die verbreitetste und daher von den alten Schriftstellern am häufigsten erwähnte Münzwährung blieb aber jedenfalls die neuere attische. Sie erwarb sich allmählich die Herrschaft in den meisten Staaten des Hellas und des Peloponnes, sowie in den sizilianischen Städten und wurde später auch von Alexander dem Großen in dem weiten makedonischen Reich eingeführt, demnächst aber von den meisten der aus demselben hervorgegangenen Staaten beibehalten. Selbstverständlich erfuhr sie dabei im Laufe der Zeit manche Änderungen, doch sollen zum Vergleich des Wertverhältnisses der ursprünglichen attischen Münzen und Rechnungseinheiten zu unserm heutigen Geld nachfolgende Zahlen dienen. Das attische (Silber-) Talent wog, wie nach den auf den Zeugnissen der alten Schriftsteller beruhenden Untersuchungen als sicher angenommen werden darf, rund 26,20 Kilogramm und enthielt 6o Minen. Das Normalgewicht der Drachme betrug also durchschnittlich 4,367 Gramm. Hiernach ist (ungefähr) das Talent = 4716 Mark (nicht 4500 Mark, wie früher angenommen wurde), die Mine = 78,6 Mark, das Tetradrachmon = 3,14 Mark, die Drachme = 78 Pfennige und der Obolos = 13 Pfennige wert. Der Obiger Reduktion ist nicht das Wertverhältnis zum Grund gelegt, in welchem heute das Silber zum Gold steht, sondern Wert und Feingehalt des Talents blieb im Allgemeinen unverändert. Da indessen das Kurant in späterer Zeit etwas weniger wertvoll ausgeprägt wurde, so wurden auch mehr Drachmen, als oben angegeben, auf die Mine beziehungsweise das Talent gerechnet.
Das attische Münzsystem wurde zwar in einzelnen Teilen seines bisherigen Geltungsbereichs auch nach Unterwerfung derselben unter die Herrschaft der Römer anfänglich beibehalten, allmählich aber durch den Denar verdrängt, welcher der Drachme gleichgestellt wurde.
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