Münzmotive & deren Bedeutung

In Hellas, wo man angeblich sehr glücklich war, hat einen Unterschied zwischen Staat und Kirche mit getrennten Rechtssphären und besonderen Machtansprüchen beider nicht zu kennen, hat der sakrale Charakter der Münze, wie man ihn auch sonst beurteilen möge, auf das Münzwesen als solches jedenfalls nur für kurze Zeit Einfluss geübt. Der Staat besetzte die Münze mit seinen Beamten und die Erkenntnis des jeweils Notwendigen regelte in Verbindung mit dem Herkommen das Weitere. Dementsprechend bestehen die ältesten Münzbilder durchgehend in dem staatlichen Abzeichen, dem „Wappen" der prägenden Stadt, das allerdings seinerseits wieder, in dem im nächsten Abschnitt zu erörternden Sinne, unter dem Einfluss der Religion steht. Man hat bekanntlich die Anwendbarkeit des Wortes „Wappen" auf diese Abzeichen des klassischen Altertums bestreiten wollen, da zu einem Wappen in unserem Sinne vor allem Schild und Helm gehörten. Es erübrigt sich darauf näher einzugehen. Gewiss sind diese oft uralten, vielfach auf das Totenwesen der Naturvölker zurückgehenden Bilder nicht Wappen im Sinne der Heraldik, wie sie sich, vielleicht unter dem Einfluss des Morgenlandes im 11. Jahrhundert zu entwickeln begann. Aber es liegt auch kein Grund vor, die uns nun einmal geläufige Bezeichnung nicht auch auf unsere Wappen vielfach vertretenen, z. B. an Stadttoren und sonstigen offiziellen Bildwerken, auf Schilden usw. durchaus gleichwertig vertretenden Abzeichen anzuwenden. Als solche Staatswappen erscheinen auf den griechischen Münzen die heiligen Tiere und sonstigen Attribute, der als Namensgeber der Prägestätte oder sonst besonders verehrten Götter und Heroen: die Eule in Athen (s. Abb. 32), die Keule in Herakleia, der Blitz und der Adler in Elis. Daneben finden sich sogenannte „redende" Wappen, Bilder von Gegenständen, deren Namen in dem Namen der Stadt enthalten ist, z. B. der Apfel in Melos, der Löwe in Leontinoi, die Rose in Rhodos, auch eigentümliche Wappenstücke, z. B. der beiderseits ausgebuchtete böotische Schild und das Gorgoneion, die griechische Form des im germanischen Norden, in Japan und bei vielen Urvölkern nachweislichen „Schreckenshelmes". Im Peloponnes war es üblich, die Münzen mit dem Anfangsbuchstaben des Stadtnamens zu bezeichnen und die Mitglieder des achaiischen Bundes gebrauchten ein Monogramm ihrer Landschaft als gemeinsames Prägebild. Einigermaßen aus dem Rahmen des Wappens heraus treten Münzbilder, welche besonders geschätzte Erzeugnisse des prägenden Staates oder der umgebenden Landschaft darstellen. Sie erinnern manchmal an die Gegenstände des Tauschverkehrs der Vorzeit. So sehen wir auf den Münzen von Athen (s. Abb. 32) einen Zweig des Ölbaums und gedenken des herrlichen Chorliedes, mit dem Sophokles im Oedipus auf Kolonos diese „Götterpflanze" feiert. Ähren erscheinen in Metapont, Weintrauben in Chios, Maroneia, Thrakien. Pferde sind in Sizilien (s. Abb. 42, 43) und Thessalien, der Thunfisch in Kyzikos und am Schwarzen Meer, das Silphium, eine unserm Knoblauch ähnliche Pflanze, über die Aristophanes gelegentlich stark duftende Witze macht, in Kyrene, das Rind in Italien (s. Abb. 36, 76), dessen Name ja als „Rinderland" gedeutet wird, ein häufiges Gepräge.

Die Kolonien prägen fast überall, zumindest am Anfang ihres Daseins, das Wappen der Mutterstadt als dem heiligen Zeichen ihres Ursprungs und der durch die räumliche Trennung nicht gelockerten Gemeinschaft.

Alle diese Bilder, deren Beziehung zu der ursprünglichen Stadt uns nur all zu oft verborgen bleibt, müssen trotz ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit den Zeitgenossen doch vollkommen deutlich gewesen sein und ihnen die Herkunft eines Geldstücks ausreichend klar bezeichnet haben. Denn ein großer Teil der griechischen Münzen aus der ältesten Zeit ist unbeschriftet. Wo aber die prägende Stadt genannt wird, erscheint nur gelegentlich ihr Name und zwar fast immer im Genitiv, zu dem ein Wort wie „Münze“ ergänzt wird. Viel häufiger wird jedoch der Name der Bewohner genannt, ebenfalls im Genitiv, selten das Adjektiv des Stadtnamens, zu dem wiederum als Hauptwort das Wort „Münze“ o. ä. hinzu zu fügen ist. In einigen Fällen redet die Münze sogar selbst: „Ich bin das Gepräge des Phanes" in Halikarnassos (s. Abb. 30), eine Tatsache, die bei Kunstgegenständen und Geräten häufig nachweisbar ist. Von diesen Stücken stammt auch der Behelf, ein nicht auf den ersten Blick erkennbares Münzbild durch eine kurze Beischrift zu erklären: Stadtgottheiten, Berge, Quellen und dergleichen werden auf solche Weise dem Betrachter bekannt gemacht. Die späte Zeit bringt gegenüber dieser stolzen, man möchte sagen „keuschen“ Einfachheit geradezu abscheuliche Beispiele von Eitelkeit. Wie ein Reklamekampf konkurrierender Warenhäuser klingen Aufschriften der Städte Pergamon, Ephesos und Smyrna: „die erste in Asien" oder „allein die ersten in Asien" und „die ersten Asiens an Schönheit und Größe", Septimius Severus wird kaum Freude gehabt haben an der Münze von Kios in Bithynien mit der Inschrift: „Unter der Regierung des Severus ist die Welt glücklich. Selige Leute von Kios". Wertangaben sind vor der Zeit der Römer nur selten zu finden. Sie werden, wenn nicht durch das Format der Münze überflüssig oder durch ein, für bestimmte Werte festgehaltenes Gepräge oder die oft sehr sinnreiche Teilung und Vervielfältigung des Münzbildes, ersetzt. Ein Viergespann bezeichnet das „Vierdrachmenstück“, die Doppeldrachme ein Zweispänner, ein einzelnes Ross die Drachme (Syrakus), 1 bis 4 Monde unterscheiden die Wertstufen vorn Viertel bis zum ganzen Obol (Athen), ganzer und halber Wolf die Drachme und die halbe Drachme (Argos). Auch Jahreszahlen kommen in der klassischen Zeit nicht vor, erst die Diadochen, die Nachfolger Alexanders des Großen in Makedonien, Syrien und verschiedenen kleineren Reichen führen sie ein. Ihnen folgen zahlreiche sonstige Fürsten und kleinen Städte, die Partherkönige geben gelegentlich sogar Monatsdaten an. Doch wird allgemein nicht nach der alten Ordnung der Olympiaden gezählt, sondern nach Regierungsjahren des einzelnen Fürsten oder von Beginn seiner Dynastie, von der Gründung oder Neugründung der Stadt oder sonst einem wichtigeren Ereignis ab. Die aufständischen Juden unter Simon Barkochba (131 n. Chr.) rechnen, wie die französische Republik in ihren Anfängen, nach Jahren der Freiheit.

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