Gut unterrichtet durch besondere Forschungen sind wir über die Arbeiten von Straßburg, Wismar, Aachen, Breslau, Königsberg, Riga. Auch Halle, Dresden und Magdeburg lassen sich übersehen. Berlin wird erst an späterer Stelle zu erwähnen sein. Es steht zu erwarten, dass die Lokalforschung auf diesem Gebiete, nachdem jetzt die Wege gebahnt sind, das Bild deutscher Goldschmiedekunst sehr erheblich bereichern und ausbilden wird. Die Arbeiten von Anton Eisenhoit in Warburg, eines bis zur Ausstellung in Münster 1879 noch unbekannten Meisters, bilden eine vom sonstigen deutschen Kunstbetrieb fast losgelöste Erscheinung. Eisenhoit ist 1554 in Warburg in Westfalen geboren, wahrscheinlich aus einer Goldschmiedefamilie, war als Zeichner und Kupferstecher um 1580 in Rom tätig, seit 1588 lebt er bis 1603 in Warburg als Kupferstecher und Maler, hauptsächlich aber als Goldschmied und hat als solcher für die Familie Fürstenberg gearbeitet. Erhalten ist uns die silberne Altarausstattung für Theodor von Fürstenberg, Fürstbischof von Paderborn, von 1588-1589 gearbeitet und noch im Besitze der Familie in Herdringen befindlich. Die Nachbildung im Kunstgewerbe-Museum gibt das Original in vollendeter Treue wieder. Wir haben in Eisenhoit einen der vielfach in Italien so auch s. Z. von Cellini beschäftigten deutschen Goldschmiede. Er hält nach seiner Rückkehr die italienischen Erinnerungen lebendig und arbeitet mit großem allegorischen Pomp ohne Rücksicht auf die engen deutschen Verhältnisse, andererseits ist er von der deutschen kirchlichen Tradition so weit abhängig, dass er die gotischen Formen der Geräte beibehält. Das prachtvolle Kruzifix ist eine direkte Nachbildung eines in der Warburger Stadtkirche erhaltenen Stückes der Spätgotik, die Anlage, alle Architekturteile und selbst die Blattrosetten sind auch bei ihm noch gotisch, dagegen die Einzelheiten, besonders die Reliefs auf der Fußplatte, in freiester Spätrenaissance.
Der Kelch zeigt die Gotik nur in den Umrisslinien, alle Einzelheiten, auch schon die Architektur des Nodus, sind Renaissance.
Die Deckel für zwei Messbücher in Silber getrieben sind künstlerisch ganz frei und gehören zu dem Schwungvollsten und Besten, was uns diese Periode der Spätrenaissance, Italien mit eingeschlossen, erhalten hat. Auf dem Pontificale Romanum Vorderseite: Aaron als Vertreter des Alten Testaments, in den Nischen die vier Kirchenväter, schwebende Engel mit dem Wappen. Rückseite: Der Papst als Vertreter des Neuen Testaments kniend vor der Maria, in den Nischen die vier Evangelisten, unter Kindergruppen und die beiden Flüsse von Paderborn, die Lippe und Diemel, bezeichnet Lupia und Dimula, als bärtige Flussgötter wie Tiber und Nil gestaltet. Auf dem Kölner Missale als Gegenstücke das Passahfest und das Abendmahl, eingefasst von Darstellungen der Jahreszeiten in zumeist nackten Gestalten der antiken Mythologie, Figuren von hoher Schönheit. Der Weihwasserkessel enthält ovale biblische Darstellungen und ein Rundbild im Boden, der zugehörige Sprengwedel von zierlichster Bildung hat auf dem Schaft allegorische Figuren antiker Art. Die Kußtafel mit architektonischer, teils gotischer, teils Renaissance - Einfassung. Völlig in gotischer Architektur das (in der Nachbildung nicht vorhandene) Rauchfass. Von Eisenhoit ferner das Schützenkleinod von Warburg 1592 und der Fuß für ein Kruzifix in der Patrokluskirche zu Soest mit sehr keck gearbeiteten Figuren, in Herdringen ein Kelch von ihm begonnen, nach seinem Tod 1603 von einem Goldschmiede Otto Meier aus Lichtenau vollendet. Zeitlich und örtlich ihm nahestehend das silberne Innungszeichen der Zinngießer von Münster 1613 von Hermann Pothof, nur in Nachgüssen erhalten.
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